Vor Beginn der Jagd zeigen sich kanadische Funktionäre euphorisch
Deutschland solle dem Beispiel der anderen europäischen Länder und der USA folgen. Die USA hätten das Handelsverbot bereits eingeführt.
Wie soeben bekannt wird, forderte jetzt auch der Mexikanische Senat das Wirtschaftministerium auf, ein Importverbot einzuführen. Sollte es umgesetzt werden, hätte Kanada seine beiden Partner des Freihandelsabkommens NAFTA gegen sich. Das Abkommen besteht seit 1994 und umfasst die drei Länder USA, Kanada und Mexiko.
Einen „lukrativen Markt“ verspreche die kanadische kommerzielle Robbenjagd, die am 29. März an der Ostküste des Landes eröffnet wird. Dies verkündeten dieser Tage euphorisch kanadische Politiker und Vertreter des Fischereiministeriums. In diesem Jahr dürfen 319.500 Tiere „geerntet“ werden.
Als Ernte bezeichnen viele Kanadier das weltgrößte Massaker an Meeressäugetieren, das wegen seiner zahlreichen unvertretbaren Grausamkeiten, viele davon vom IFAW gefilmt, Tierschützer in aller Welt auf den Plan ruft.
Die Erschließung neuer Märkte habe den Preis pro Fell von 42 Dollar im
Jahr 2004 auf 70 und zuletzt sogar auf fast 100 Dollar hochgetrieben, lassen die
Funktionäre bei Medienauftritten verlauten. Das wäre zehnmal so viel wie noch
vor fünf Jahren.
„Solche Jubelarien gehen der Robbenjagd jedes Jahr
voraus, reine Zweckpropaganda. Sie sollen die Robbenjäger heiß und so manchen
Skeptiker in seiner Haltung wankend machen,“ deutet dies Ulrich Schnapauff vom
deutschen Büro des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW), der die Robbenjagd
seit ihrer Wiederaufnahme im Jahr 1996 intensiv verfolgt und mehrmals als
Beobachter dabei war.
„Die Wirklichkeit sieht anders aus. Zum
einen fehlt überhaupt eine genaue Übersicht. Die Angaben der Funktionäre über
den Umsatz der Robbenjagd 2004 reichen von 16 Mio Dollar bis 28 Mio. Aber selbst
die höhere Ziffer bedeutet nicht mehr als einen Anteil von 0,05 Prozent am
Bruttosozialprodukt der Provinz Neufundland. Viele Robbenjäger gehen dabei auch
noch leer aus,“ so Schnapauff.
Für dieses Jahr hat sich die
kanadische Regierung vorgenommen, den Gegnern der Robbenjagd den Wind aus den
Segeln zu nehmen. Im Vorfeld streute sie dazu diverse Erklärungen. Zwar erhält
sie in ihnen überraschend einige frühere Behauptungen nicht mehr aufrecht, etwa
die, dass die Robben das Zusammenbrechen der Kabeljaubestände herbeigeführt
hätten.
Aber wieder sind viele der jetzt neu vorgebrachten
Argumente nicht nachzuvollziehen. So heißt es, die Robbenjagd beruhe auf
„gesunden Naturschutz-Grundsätzen“. Der gegenwärtige Bestand von fünf Millionen
Sattelrobben müsse auf 70 Prozent verringert werden, um eine starke Population
für die Zukunft zu erhalten.
In Charlottetown,
Quartier des IFAW während der Robbenjagd, hat das Fischereiministerium für die
Dauer des Robbenschlachtens ein Büro eingerichtet, das für „akkurate
Information“ sorgen soll.
Indessen kommt in Kanada auch von
anderer Seite Kritik hoch. So erklärte die Zeitung „Toronto Sun“, man dürfe die
Aktivitäten nicht als Jagd bezeichnen. Es sei ein Schlachten. Die Robben hätten
mit dem Mangel an Fisch im übrigen nichts zu tun.
Post a comment