Rettung verhedderter Wale – weltweit
Veterinärmedizin und Drohnentechnologie können dabei helfen, Wale zu befreien, die sich in Fischereigerät verfangen habenEine der größten Gefahren für Tiere im Ozean ist kein Raubtier: Jedes Jahr gelangen über eine Million Tonnen Plastik in unsere Meere – eine tödliche Bedrohung für Tiere wie Meeresschildkröten, Wale, Robben und Delfine. Besonders problematisch sind dabei verlorene oder absichtlich zurückgelassene Fischereigeräte. Verlassene Seile, Leinen und Netze treiben ziellos durch den Ozean. Zahlreiche Tiere verfangen sich in ihnen.

Erst einmal verwickelt, hat das für viele Meerestiere einen langsamen und qualvollen Tod zur Folge. Jedes Jahr sterben weltweit Hunderttausende Meeressäuger und Schildkröten durch Verstrickungen mit unserem Müll.
Deshalb setzt sich IFAW weltweit für vorbeugende Maßnahmen zum Schutz des marinen Lebens ein – und ist gleichzeitig führend in der Optimierung von Rettungseinsätzen nach Verwicklungen von Meeressäugern mit Fischereigeräten.
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Welche Folgen hat der Müll in den Meeren für die Tiere?
Wenn sich Tiere in Fischereigeräte – ob verloren oder noch im Einsatz – verheddern, kann das zur Folge haben, dass die Tiere feststecken oder sich nicht mehr richtig bewegen können. Sie verhungern elendig, oder schaffen es nicht mehr zum Atmen an die Wasseroberfläche zu gelangen und ersticken. Die Tiere sind dadurch auch anfälliger für Kollisionen mit Schiffen. Zudem schneiden sich Seile und Netze tief in die Haut, Muskeln und Knochen ein – was zu schweren Verletzungen sowie Infektionen führen kann – oft ebenso mit tödlichem Ausgang.
Kleinere Tiere wie Schildkröten, Robben, Schweinswale und Delfine sterben häufig recht bald, wenn sie sich in schweren Netzen verfangen. Größere Wale hingegen leiden oft über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg, dauerhaft erschöpt, bis sie schließlich ebenfalls sterben.
Welche Tiere sind betroffen?
Verstrickungen in unserem Müll betreffen im Grunde alle Meeressäuger – besonders präsent sind hier Wale, Delfine und Schweinswale - unter dem Begriff „Cetaceen“ zusammengefasst. Schätzungen zufolge sterben jährlich rund 300.000 Cetaceen durch Verwicklungen.
Von den etwa 370 verbliebenen, vom Aussterben bedrohten Nordatlantischen Glattwalen weisen über 85 % Narben aufgrund von Verstrickungen auf. Nicht alle dieser Fälle sind auf Geisternetze zurückzuführen – oft handelt es sich um immer noch aktiv eingesetztes Fischereigerät. Viele Wale sind auch noch immer in Seilen gefangen, da es extrem schwierig ist, ein so großes Tier zu befreien. Der IFAW gehört zu den wenigen Organisationen weltweit, die Nordatlantische Glattwale nach Verstrickungen befreien können und dürfen.

Auch Robben und Seelöwen sind stark betroffen – ebenso wie Meeresschildkröten. Selbst Vögel und Fische können sich in Geisternetzen oder als Beifang verfangen – also als unbeabsichtigt gefangene Tiere.
Doch die Auswirkungen gehen über die direkt betroffenen Tiere hinaus: Ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. Jede Art spielt eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz und ist für das Überleben anderer Tiere und Pflanzen entscheidend.
Ohne Wale etwa würde das Gleichgewicht im marinen Nahrungsnetz kippen – mit Folgen für Haie, große Fische und Seevögel. Langfristig könnte ein Rückgang der Walpopulationen sogar die Fischbestände gefährden, auf die Fischerei und Küstengemeinden angewiesen sind.
Gibt es Lösungen? Wie lassen sich Verwicklungen verhindern?
Eine vielversprechende Lösung ist der Einsatz von seillosem Fischereigerät. Herkömmliche Ausrüstung nutzt vertikale Leinen, die vom Meeresboden bis zur Oberfläche reichen. Seillose Systeme verzichten auf diese Leinen – stattdessen wird das Fanggerät mithilfe von aufblasbaren Hebesäcken, Bojen oder Spulen an die Oberfläche gebracht. Das schützt nicht nur Meerestiere, sondern ermöglicht Fischern auch das Arbeiten in Gebieten, die sonst wegen Walwanderungen gesperrt wären.
In einem Projekt testet der IFAW gemeinsam mit Partnern sogenannte Smart Buoys im Sankt-Lorenz-Golf. Diese intelligenten Bojen helfen, seilloses Gerät auch bei Nebel oder schlechtem Wetter zu orten. Sie können Fischer zudem sofort benachrichtigen, wenn sich ein Tier in herkömmlichem Gerät verfängt, das Gerät durch einen Sturm verschoben wird oder Bojen von anderen Schiffen losgerissen werden. So können Geisternetze vermieden werden.
In Kenia arbeitet der IFAW mit Küstengemeinden zusammen, um das Abfallmanagement zu verbessern – ein wichtiger Schritt, um Meeresmüll zu reduzieren und die vielfältige Meereswelt Kenias vor verlorenem Fischereinetzen zu schützen.

Unser Rettungsteam hat außerdem Methoden zur Sedierung von Walen entwickelt, um sie sicher zu befreien. Gemeinsam mit dem Marine Mammal Center in Kalifornien haben wir Techniken zur Rettung von Robben erprobt.
2024 organisierte unser Team den ersten Workshop zur Rettung von Meeressäugern in Kenia. Menschen vor Ort wurden im Umgang mit Verwicklungen und Strandungen geschult. Ein Tier zu retten, das bis zu 15-mal so groß ist wie ein Mensch, ist keine leichte Aufgabe – aber wir haben den Teilnehmenden gezeigt, wie sie Wale sicher und effektiv von Fischereileinen befreien können.
HINWEIS: Meeressäuger von Verstrickungen wie Seilen zu befreien kann sehr gefährlich sein – für Mensch und Tier. Wenn Sie ein verwickeltes oder verletztes Wildtier entdecken, verständigen Sie bitte Fachkräfte wie Robbenauffangstationen in der Nähe. Sie können sich zudem IFAWs Whale Alert App herunterladen, um Walsichtungen zu melden.
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