Die Auswirkungen von El Niño auf die Tierwelt in Afrika: Ein Fall für naturbasierte Lösungen
Die Auswirkungen von El Niño auf die Tierwelt in Afrika: Ein Fall für naturbasierte Lösungen
19 Dezember 2023
Überschwemmungen haben das Horn von Afrika heimgesucht und damit fünf aufeinanderfolgende Jahre sengender Dürre beendet. Die Wettervorhersagen sagen ein verspätetes Einsetzen der Regenfälle und eine mögliche Dürre im südlichen Afrika voraus. Diese Wetterextreme sind auf das anhaltende El-Niño-Phänomen zurückzuführen, die sich allerdings aufgrund der Klimakrise deutlich verschärfen und so zu einer existenziellen Bedrohung geworden sind.
So starben im Jahr 2019 u.a. mehr als 200 Elefanten in Simbabwe aufgrund einer schweren Dürre; dieses Phänomen wiederholt sich nun aufgrund der verlängerten Trockenzeit im Hwange-Nationalpark.
Tausende weitere Wildtiere sind zwischen 2018 und 2023 aufgrund der Dürre am Horn von Afrika umgekommen. Zunächst schien die Rückkehr des Regens der Region eine Atempause zu erlauben, doch stattdessen entwickelte sich die Intensität des Regens erneut zu einer Bedrohung für Wildtiere und Menschen.
Die verheerenden Auswirkungen dieser Klimaextreme auf Wildtiere und Menschen erfordern einen integrierten und ganzheitlichen Ansatz zur Unterstützung klimaresilienter Landschaften und Gemeinden“, sagt Phillip Kuvawoga, IFAW-Programmdirektor für den Schutz von Lebensräumen.
Extremwettereignisse führen zu Mensch-Wildtier-Konflikten
Mensch-Wildtier-Konflikte um Nationalparks und anderen Schutzgebieten nehmen zu, und die Klimakrise verschärft das Problem noch weiter. Der Mangel an Nahrung und Wasser für Tiere in Schutzgebieten erhöht das Risiko von Mensch-Wildtier-Konflikten, da Wildtiere auf der Suche nach diesen Ressourcen auch in umliegende Gemeinden wandern. Dürreperioden führen außerdem zu einem drastischen Rückgang der Ernteerträge, was die Gemeinden dazu veranlasst, zu wildern und in Wildtierreservate einzudringen, um dort nach Ressourcen für ihr eigenes Überleben zu suchen.
Überschwemmungen können ebenfalls ein Auslöser für Mensch-Wildtier-Konflikte werden. Sie zerstören sowohl Nahrungsquellen als auch wichtige Lebensräume und zwingen Wildtiere dazu, auch in Gebieten Schutz zu suchen, in denen Menschen leben. Gleichzeitig zerstören die Überschwemmungen die menschliche Nahrungsmittelproduktion. So werden die Menschen in Schutzgebiete getrieben, wo sie für ihr eigenes Wohlergehen auch Wildtiere jagen.
Die Überschwemmungen am Horn von Afrika und die bevorstehende Dürre im südlichen Afrika erhöhen das Risiko von Mensch-Wildtier-Konflikten im Jahr 2024 und darüber hinaus.
Laut der FEWSNET-Wetterwarnung vom November 2023 wird das anhaltende starke El-Niño-Ereignis Ende des Jahres seinen Höhepunkt erreichen und sich voraussichtlich bis Mitte 2024 auflösen.
Laut der Warnung werden die daraus resultierenden Niederschlagsdefizite im südlichen Afrika wahrscheinlich zu unterdurchschnittlichen Ernten im Jahr 2024 führen – auch in Ländern wie Südafrika und Sambia, die normalerweise landwirtschaftliche Überschüsse produzieren. FEWSNET schätzt, dass mehr als 20 Millionen Menschen im südlichen Afrika während des Höhepunkts der ertragsarmen Jahreszeit zwischen Januar und März 2024 Nahrungsmittelhilfe benötigen werden.
Seit Beginn der Trockenzeit sind im Hwange-Nationalpark in Simbabwe Dutzende von Elefanten verdurstet. Und es werden weitere Verluste befürchtet, da die durch El Niño hervorgerufene Dürre anhält und die Wasserstellen austrocknen lässt. Zwar verfügt der Hwange-Nationalpark über 104 solarbetriebene Bohrlöcher, doch auch die reichen nach Angaben der Behörden – angesichts der bis 2024 prognostizierten Dürre – für die Wasserversorgung der Wildtiere, darunter 45.000 Elefanten, nicht aus.
Aufgrund der hohen Temperaturen versiegen auch viele vorhandenen Wasserquellen, so dass die Tiere gezwungen sind, weite Strecken für Nahrung und Wasser zurückzulegen.
Kuvawoga befürchtet, dass sich dieser Druck auf den Arten- und Naturschutz auswirken wird.
„Die illegale Nutzung natürlicher Ressourcen, insbesondere die Wilderei von Elefanten und anderen wertvollen Tierarten, wird vermutlich zunehmen, da die lokalen Gemeinden nach Mechanismen zur Bewältigung der Klimaauswirkungen und nach Versorgungssicherheit suchen“, sagt er.
Die in den Pufferzonen von Schutzgebieten lebenden ländlichen Gemeinden erfahren oft Schäden an Ernten, Eigentum oder Personen aufgrund von Mensch-Wildtier-Konflikten. Für sie ist der Anreiz, sich mit in der Wilderei tätigen Personen zusammenzuschließen, potenziell besonders groß, sagt er.
Wie können wir die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abwenden?
Dr. Jimmiel Mandima, Vizepräsident „Weltweite Programme“, sagt, dass die Wiederholung und die Intensität der Extremwetterereignisse die Notwendigkeit von naturbasierten Lösungen für die Klimakrise unterstreichen.
Er weist darauf hin, dass die Extremwetterereignisse kostspielig sind und sich negativ auf das Wirtschaftswachstum in Afrika auswirken.
„Diese Katastrophen liefern auch einen starken Impuls für Afrika, sich für die dringende Umsetzung eines neuen Mechanismus zur Finanzierung von Verlusten und Schäden einzusetzen", fügt Mandima hinzu.
Auf der COP28, die Ende 2023 in Dubai stattfand, haben sich die Vertragsparteien auf die Einrichtung des Loss and Damage Fund (dt.: Verlust und Schaden Fonds) geeinigt – ein großer Erfolg im Kampf gegen die Klimakrise und für den Arten- und Naturschutz. Der Fonds soll der Unterstützung der besonders vulnerablen und ärmsten Länder dienen. Er soll dazu beitragen, dass diese Länder die steigenden Kosten im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen wie Stürmen und Überschwemmungen sowie mit den längerfristigen Folgen der Klimakrise – wie dem Anstieg des Meeresspiegels und dem Abschmelzen der Gletscher – bewältigen zu können.
Der IFAW setzte sich auf der COP28 für den Schutz von Wildtieren als naturbasierte Lösung zur Bekämpfung der Klimakrise ein. „Wildtiere schützen den bereits in der Natur gespeicherten Kohlenstoff, verhindern, dass er in die Atmosphäre freigesetzt wird, und helfen der Natur, noch mehr Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern", sagt Mandima.
Kuvawoga ist der Ansicht, dass das zu erwartende Sterben von Elefanten und anderen Tierarten als „Symptom für die tiefgreifenden und vielfältigen Herausforderungen im Natur- und Artenschutzsektor der Region gesehen werden muss, die durch die Klimakrise noch verschärft werden.“
Seiner Meinung nach müssen Regierungen und Naturschutzorganisationen einen Planungsansatz auf Ökosystemebene entwickeln, der auf Maßnahmen für klimaresiliente Ökosysteme, gemeinschaftsorientierten Maßnahmen zur Verringerung von Mensch-Wildtier-Konflikten, verstärkter Strafverfolgung und nachhaltigen Wassermanagementsystemen sowohl in Schutz- als auch in Puffergebieten beruht.
Im Rahmen unserer Partnerschaften unterstützen wir z.B. ein nachhaltiges Wassermanagement für Mensch und Tier durch eine spezielle Förderung von Wasser in Nyamandlovu im Hwange-Nationalpark in Simbabwe und das Bohren von Brunnen in Gemeinden in Simbabwe, Malawi und Sambia.
„Darüber hinaus haben wir für die Gemeinden Wasserspeicher mitsamt Rohrleitungen beschafft, um sicheres Trinkwasser für Mensch und Tier bereitzustellen. Dadurch werden Menschen, Vieh und Wildtiere voneinander getrennt, was die Übertragung von Zoonosen und andere negative Wechselwirkungen verringern kann", erklärt Kuvawoga.
Der IFAW unterstützt außerdem Maßnahmen, die dazu beitragen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu verringern und die Lebensbedingungen der Gemeinden zu verbessern. Dabei geht es unter anderem um klimagerechte Landwirtschaft, Tourismusentwicklung, Umweltbildung und Landnutzungsplanung auf der Grundlage solider Forschung und Überwachung. Durch unsere Initiative Room to Roam verbessern wir die Vernetzung von Lebensräumen, um die friedliche Koexistenz von Menschen und Wildtieren zu fördern.
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