Ein tragischer Nachmittag veränderte das Leben von Moffat Nyirongo und brachte ihn dazu, sein Leben dem Arten- und Naturschutz zu widmen.
An jenem Tag musste er hilflos dabei zusehen, wie eine Herde Elefanten die Felder zerstörte, die er monatelang gepflegt hatte. Die Tiere fraßen jedes Blatt der üppigen Maisernte; das Grundnahrungsmittel seiner Familie und eine wichtige Einnahmequelle, welche sie für Schulgebühren und andere essenzielle Ausgaben benötigten.

Leider ist dies kein unbekanntes Szenario für Gemeinden, die sich in der Nähe von Schutzgebieten mit vielen Wildtieren befinden. Betroffen sind daher auch viele Kleinbauern, die in der Nähe des Lukusuzi-Nationalparks und des Luambe-Nationalparks im Osten Sambias leben. Sie geraten zunehmend in Konflikte mit Elefanten, da die Ressourcen vor Ort begrenzt sind.
Menschen, die ihre Lebensgrundlage von jetzt auf gleich verlieren, suchen mitunter nach Vergeltung und wollen die Tiere töten. Moffat und seine Kollegen schlugen einen anderen Weg ein. Anstatt die Elefanten zu töten, arbeitete er intensiv daran Lösungen zu finden, wie Wildtiere und Menschen, die sich denselben Lebensraum teilen, miteinander koexistieren können. Fast anderthalb Jahre nach der Tragödie ist Moffat eine führende Stimme unter anderen engagierten Menschen, die sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Wildtieren in der Region Lukusuzi-Lundazi in Sambia einsetzen.
Wissen zur Vermeidung von Mensch-Wildtierkonflikten mit den Menschen vor Ort teilen
Im Oktober 2024 gehörte Moffat zu den 43 Freiwilligen, die Trainings absolvierten, um bei speziellen Einsatzteams, den Primary Response Teams (PRTs), mitzuwirken. Diese Teams stehen bereit, um bei Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren schnell zu helfen.
Die vom IFAW und der sambischen Nationalpark- und Wildtierbehörde (Department of National Parks and Wildlife, DNPW) durchgeführten Trainings vermitteln wichtige Fähigkeiten und Kenntnisse für den Umgang mit Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren und Möglichkeiten zur Vermeidung dieser.
„Die Einrichtung der PRTs ist eine Investition in die Gemeinden, um sich selbst helfen zu können, und ein wirksames Mittel zur Bewältigung von Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren“, sagt Simbarashe Chiseva, Community Development Officer beim IFAW, der in seinem Heimatland Simbabwe bereits viele Einsatzteams wie diese erfolgreich aufgebaut hat.
Die PRTs teilen Wissen mit den Menschen vor Ort zur Vermeidung von Konflikten und den Umgang mit Wildtieren, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Zusätzlich sammeln sie mithilfe von GIS-Technologie (ein Geografisches Informationssystem) Daten über Konflikte zwischen Menschen und Elefanten sowie über die Routen der Elefanten. Die Informationen werden an die Experten des DNPW weitergeleitet, die bei Bedarf sofort reagieren und Maßnahmen zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle entwickeln können.
Für Moffat, der davon träumt, Wildlife Officer (auf Deutsch in etwa: Wildtierbeauftragter) zu werden, ist diese Initiative von entscheidender Bedeutung, um den Menschen vor Ort die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie zur Prävention und Bewältigung von Konflikten mit Wildtieren benötigen.
„Der IFAW hilft uns, etwas zu verändern, indem er die Einstellung der Menschen in unserer Gemeinde verändert und die Umwelt schützt“, sagt Moffat.
Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen durch die Gemeinden vor Ort

Seit 1980 spielen die so genannten Community Resource Boards (CRBs) in Sambia eine wichtige Rolle dabei, die Eigenständigkeit der Bevölkerung vor Ort für die nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen vor Ort zu stärken. Die CRBs erleichtern die Übertragung von Rechten zur Nutzung natürlicher Ressourcen von der Regierung an lokale Gemeinden, was deren Entwicklung und Einkommensmöglichkeiten zugutekommt.
Der IFAW hat sich kürzlich mit der sambischen Nationalpark- und Wildtierbehörde (DNPW) zusammengetan, um das „Mwase-Lundazi Community Resource Board“ zu gründen, das die Gemeinden im östlichen Sambia dabei unterstützt, bewusst mit natürlichen Ressourcen umzugehen und sie zu schützen.
Laut einer Volkszählung von 2022 leben im Bezirk Lundazi etwa 154.910 Menschen. Diese Region steht vor besonderen Herausforderungen, da es hier oft zu Interaktionen zwischen Menschen und Elefanten kommt.
„Wir leben in der Nähe des Kasungu-Nationalparks und haben oft Probleme mit Elefanten“, sagt Robert Jere, Vorsitzender des Mwase-Lundzai CRB. „Jetzt verfügen wir über das Wissen und die Fähigkeiten, um unsere Umwelt zu schützen und friedlich mit Wildtieren zu koexistieren.“
IFAW Länderdirektor Patricio Ndadzela und ein Team lokaler Experten arbeiten intensiv daran, die Rolle der Bevölkerung vor Ort in diesen Angelegenheiten zu stärken.
„Unser Ansatz besteht darin, Gemeinden, die mit Wildtieren zusammenleben, dabei zu helfen, Lösungen für ihre Herausforderungen zu finden“, sagt Patricio. „Der Mwase-Lundazi CRB wird eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Führungsrolle und Beteiligung der Menschen vor Ort spielen.“
Förderung grenzüberschreitenden Austausches
IFAWs Room to Roam ist eine wichtige Initiative, die auf Kooperation mit den Menschen vor Ort abzielt, um Lebensräume zu sichern und miteinander zu verbinden, damit Elefanten und andere Wildtiere sich frei auf ihren Wanderrouten bewegen können, ohne die Menschen vor Ort zu gefährden oder ihnen ihre Lebensgrundlagen zu nehmen. Um ein Netzwerk miteinander verbundener und wichtiger Landschaften für Wildtiere zu schaffen, baut der IFAW dauerhafte Partnerschaften mit Menschen vor Ort, Regierungsbehörden und weiteren Akteuren aus dem privaten Sektor und anderen NGOs auf.
Derzeit leben ungefähr sieben Millionen Menschen in den „Room to Roam“-Landschaften. Der IFAW erkennt die Bedeutung traditioneller Führer für die Förderung von Naturschutzbemühungen vor Ort an und arbeitet mit ihnen in Kenia, Sambia, Malawi und Simbabwe zusammen, um Naturschutzprobleme wirksam anzugehen.
Dazu gehört auch die Förderung des Austauschs zwischen traditionellen Führern aus dem grenzüberschreitenden Schutzgebiet Malawi-Sambia, unterstützt durch das Conservation Network of Traditional Leaders in Africa (CNTLA). Mit dieser Arbeit wollen wir sicherstellen, dass die Arten- und Naturschutzbemühungen von den Menschen vor Ort vorangetrieben und mitgetragen werden.
Unterstützung für die Gemeinden
In der Region Lukusuzi-Lundazi im östlichen Sambia arbeiten wir mit Gemeinden zusammen, um die Abhängigkeit der Menschen von Natur-Ressourcen zu verringern, indem wir unter anderem alternative Lebensgrundlagen fördern.
Darüber hinaus haben der IFAW und seine Partner 45 Frauen aus dem Dorf Chitungulu geschult und ihnen Kenntnisse vermittelt, welche die finanzielle Sicherheit der Frauen und ihrer Familien verbessern werden. Dabei wurde das Modell der anerkannten Village Savings and Loans Association (VLSA) zugrunde gelegt. Dies hilft den Menschen nicht nur, Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren zu verringern und die wirtschaftlichen Auswirkungen in den Fällen zu verarbeiten, sondern verbessert auch die Sicherheit ihrer Heimat und ihrer Familien.
Erfahren Sie mehr über IFAWs Room to Roam Initiative >>
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