Nachhaltiges Management der Landschaften von Tsavo und Amboseli
Aufbau von lokalen Gemeinden und Partnerschaften zur Erhaltung und zum Schutz der bedrohten Arten KeniasErfolge im Arten- und Naturschutz in den Regionen um Amboseli und Tsavo in Kenia trotz Finanzierungsrückschlägen
Erfolge im Arten- und Naturschutz in den Regionen um Amboseli und Tsavo in Kenia trotz Finanzierungsrückschlägen
2022 startete der IFAW eine mutige Arten- und Naturschutzinitiative in Kenia, um einen Grundstein für die Transformation der Ökosysteme in den Regionen Amboseli und Tsavo in Kenia zu schaffen. Eine Förderung in Höhe von 7,8 Millionen US-Dollar durch die US-Regierung sollte den Schutz der Biodiversität stärken, die Verwaltung natürlicher Ressourcen verbessern und die Resilienz gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise in diesen ökologisch bedeutenden Schutzgebieten stärken. Ursprünglich war das Projekt auf fünf Jahre angelegt, doch durch die drastischen Einschnitte bei der amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID und damit verbundene Kürzungen der Fördermittel musste es nach nur zweieinhalb Jahren beendet werden.

Doch selbst in nur zweieinhalb Jahren erzielte das Projekt „Sustainable Management of Amboseli and Tsavo Landscapes“ (SMAT) greifbare Erfolge. Es unterstreicht die Wirksamkeit der Förderung von strategischer und lokal verankerter Arten- und Naturschutzarbeit.
Greifbare Ergebnisse
Im Rahmen des Projekts wurden über 376.000 Hektar Land unter ein verbessertes Arten- und Naturschutzmanagement gestellt. Diese umfassende Veränderung wurde durch die rechtliche Anerkennung und Verwaltung von kommunalen Schutzgebieten ermöglicht. Fünf Managementpläne für diese Schutzgebiete wurden entwickelt, um sicherzustellen, dass die Nutzung natürlicher Ressourcen strukturiert und gemeinschaftlich abgestimmt erfolgt – im Einklang mit dem Schutz der Biodiversität und den Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Diese Pläne sind entscheidend für die Umsetzung von Weidemanagement, Landnutzungsplänen, Ökotourismus und von Lösungen hinsichtlich Mensch-Wildtier-Konflikten.
Eine weitere zentrale Errungenschaft war die verbesserte Infrastruktur. Wir unterstützten die Instandsetzung von 430 Kilometern Straße, wodurch Rangerteams besser in abgelegene Landschaften kommen, nicht nur, um zu patrollieren, sondern auch bei Mensch-Wildtier-Konflikten schnell handeln zu können. Auch eröffnet das die Möglichkeit solche Regionen für Investitionen in den Ökotourismus zu erschließen. Wir unterstützten den Bau von über 1.700 Quadratmetern Bürofläche für die Teams, die für die Schutzgebiete im Einsatz sind – eine oft übersehene, aber essenzielle Investition in die Verwaltungs- und Logistikkapazitäten.
Das Projekt ermöglichte zudem die Ausbildung von 133 Menschen in innovativen Strafverfolgungsmethoden und weiteren Techniken im Kampf gegen die Wilderei, wodurch die Sicherheit in wichtigen Wildtiergebieten gestärkt wurde. Ihre Arbeit führte zu über 100 Festnahmen, der Entfernung hunderter Fallen und einem deutlichen Rückgang der Wilderei in den betroffenen Gebieten.

Resilienz schaffen
In dem Bewusstsein, dass Arten- und Naturschutz nur mit dem Wohlergehen und der Einbindung der Menschen vor Ort erfolgreich sein kann, wurden im Rahmen des Projekts über 1.545 Personen in klimafreundlicher Landwirtschaft, Agrarökologie und Wassermanagement geschult. Diese Maßnahmen fördern die Anpassung an die Klimakrise, verbessern die Ernährungssicherheit und das Haushaltseinkommen und verringern die Ressourcenabhängigkeit der Menschen von empfindlichen Ökosystemen.
Auch die Nutzung sauberer Energiequellen stand im Mittelpunkt. Über 500 Haushalte stellten auf nachhaltige Energiequellen um, darunter Solarbeleuchtung und energiesparende Kochstellen. Dadurch konnte die Abhängigkeit von Kerosin und Feuerholz sowie der CO₂-Ausstoß und die Abholzung reduziert und die Gesundheit der Menschen vor Ort verbessert werden – insbesondere für Frauen und Kinder, die besonders unter Luftverschmutzung in Innenräumen leiden.
Der Zugang zu Wasser, ein drängendes Problem in semiariden Regionen, wurde für 173 Haushalte verbessert, unter anderem durch die Entschlammung von Wasserbecken, das Ausbringen von Abdichtungsfolien für Staudämme und den Bau von Wassertanks. Diese Maßnahmen verringerten Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren, indem sie die Konkurrenz um knappe Wasserressourcen reduzierten, und steigerten die landwirtschaftliche Produktivität.
Jugendliche und Frauen, die in der Arten- und Naturschutzverwaltung oft benachteiligt werden, nahmen an Schulungen zur wirtschaftlichen Stärkung und Führungskompetenz teil. Imkerei, Baumschulbetriebe, Korbflechterei und Perlenarbeit sowie Gärten boten alternative Einkommensquellen, stärkten die Eigenständigkeit und förderten die Mitverantwortung der Gemeinschaft für Arten- und Naturschutzmaßnahmen.
Offene Aufgaben
Trotz der Erfolge des Projekts bleiben mehrere Vorhaben aufgrund der vorzeitigen Einstellung der USAID-Finanzierung und administrativer Verzögerungen unvollendet. Dies sind verpasste Chancen – für Wildtiere und für die Menschen vor Ort.
Einige wichtige Infrastrukturmaßnahmen, wie der Bau von Unterkünften für Ranger im Schutzgebiet Shirango, und eine offizielle Landvermessung, wurden gestoppt. Ebenso konnten 300 Kilometer dringend benötigtem Straßenausbaus, entscheidend für den Tourismus und Sicherheitspatroullien, nicht fertiggestellt werden. Diese Lücken schränken weiterhin das volle Potenzial der Schutzgebiete ein.
Wichtige Verwaltungs- und politische Entscheidungsprozesse wurden unterbrochen – ebenso wie die Entwicklung von Managementplänen und Maßnahmen zur Stärkung der Gemeinden, insbesondere für Frauen und Jugendliche.
Das Projekt konnte keine berufliche Aus- und Weiterbildung für 50 Jugendliche sowie keine naturbasierte Unternehmensförderung (z. B. Imkerei, Futterproduktion, Baumschulen) und keine Initiativen zur Entwicklung kleiner Unternehmen umsetzen. Pläne zum Bau von 1.000 weiteren energiesparenden Kochstellen und zur Unterstützung alternativer Lebensgrundlagen durch den Kauf von Nutztieren wurden auf Eis gelegt.
Initiativen zur Pflanzung von 6.000 Setzlingen zur Wiederherstellung von Weideland sowie Programme zur Impfung und Zuchtverbesserung von Nutztieren wurden unterbrochen.

Schließlich konnten innovative Finanzierungsmodelle für den Arten- und Naturschutz, wie Biodiversitätszertifikate und Naturschutzanleihen für das Amboseli-Ökosystem, nicht über die Erkundungsphase hinaus getestet werden.
Ein Blick in die Zukunft
Diese Erfolge bieten eine Blaupause für andere landschaftsbasierte Arten- und Naturschutzmodelle. Der nächste Schritt ist die Konsolidierung und Skalierung der bisherigen Maßnahmen. Bestehende Schutzgebiete müssen ihre institutionellen Kapazitäten ausbauen und langfristige Finanzierung sichern – von projektbasierten Fördermodellen bis hin zur Finanzierung zur Erhaltung von Ökosystem. Dazu gehört die Erkundung von Biodiversitätszertifikaten, öffentlich-privaten Arten- und Naturschutzvereinbarungen und nationalen Umweltfonds, die Klimaschutz, Landnutzung und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verbinden.
Vielleicht liegt das größte Vermächtnis des SMAT-Projekts nicht in gesicherten Hektar oder eingesammelten Fördermitteln, sondern in veränderten Denkweisen. Naturschutz wird nicht mehr als Aufgabe einzelner Organisationen gesehen, sondern zunehmend als lokale Lebensstrategie, Ausdruck kultureller Identität und Weg zu mehr Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise.
Beim IFAW wenden wir uns nicht von dieser Region ab – wir gehen mit neuer Entschlossenheit voran. Die vorzeitige Beendigung des SMAT-Projekts hat bestätigt, was wir bereits wussten: Wirkungsvolle, lokal geführte Arten- und Naturschutzarbeit darf nicht von kurzfristigen Finanzierungszyklen abhängig sein. Sie erfordert neue Denkansätze, mutiges Handeln und langfristige Partnerschaften, die die Gemeinschaften in den Mittelpunkt der Umweltverantwortung stellen.
Wir haben gesehen, was funktioniert. Jetzt ist es unsere Aufgabe, erfolgreiche Ansätze und Maßnahmen weiter zu fördern. Wir werden weiterhin Koalitionen bilden, innovative Finanzierungsmodelle entwickeln und die Stimmen derjenigen stärken, die Amboseli und Tsavo Tag für Tag schützen. Von klimaresilienten Lebensgrundlagen bis zur Wiederherstellung von Weideland – wir bleiben den Menschen und Ökosystemen dieser Region verpflichtet.
Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen – aber sie erzählt eine Geschichte voller Potenzial. Mit der Unterstützung von mitfühlenden Menschen wie Ihnen, Partnerschaften und Visionen können wir vollenden, was wir begonnen haben und ausweiten, was sich bewährt hat.
Helfen Sie uns, die Zukunft des Arten- und Naturschutzes zu gestalten – eine Zukunft, die inklusiv, resilient und von Hoffnung getragen ist.
Ähnliche Inhalte
Blogs
Konflikte zwischen Menschen und Elefanten in der Tsavo-Gemeinde um fast 90% zurückgegangen
WeiterlesenBlogs
Bäume pflanzen zum Schutz von Lebensräumen für Wildtiere in Tsavo, Kenia
WeiterlesenPresse
CITES-Konferenz: Mehr Schutz für Haie, Faultiere und als exotische Haustiere gehandelte Arten?
WeiterlesenMit großer Unterstützung können wir Großes leisten. Bitte spenden Sie, um Tieren zu helfen.