Rettung, Rehabilitation und besseren Schutz für Koalas in Australien, Victoria
Koalas in Victoria könnten der Schlüssel zum Überleben ihrer Art sein – doch auch hier befinden sie sich inmitten einer Krise.Die Arbeit ist nicht glamourös und gelegentlich auch ziemlich chaotisch, doch sie ist zutiefst erfüllend. Willkommen zu einem Tag im Leben der Wildtierpflegerin und Gründerin von Mosswood Wildlife, Tracey Wilson.
Seit mehr als 10 Jahren arbeitet der IFAW mit Mosswood Wildlife im Südwesten des australischen Bundesstaates Victoria zusammen, um verletzte, kranke oder verwaiste Wildtiere zu retten, zu rehabilitieren und wieder auszuwildern. Außerdem setzen wir uns gemeinsam für einen stärkeren Schutz von Koalas und ihrer Lebensräume ein. Mosswood Wildlife wird von engagierten Freiwilligen betrieben. Sie retten jedes Jahr mehr als 1.000 Tiere, meist Koalas und insbesondere verwaiste Jungtiere.

So sieht ein typischer Tag als Koala-Pflegerin aus.
Frühmorgendliches Füttern mit der Flasche
Wir beginnen früh am Morgen: Um 2 Uhr wache ich auf, um die jüngsten Koalas mit ihrer speziellen Milchmischung zu füttern. Dies ist für ihr Überleben essenziell, da die Tiere in diesem sehr jungen Alter auf die Milch ihrer Mutter angewiesen sind und wir diese ersetzen müssen.
Das kann eine Stunde oder auch mehrere Stunden dauern. Wie lange es am Ende tatsächlich dauert, hängt davon ab, wie viele Jungtiere versorgt werden müssen, ob diese ihren Beutel für nächtliche Abenteuer verlassen haben oder ob der Beutel gewechselt werden muss.
Nachdem das alles erledigt ist, normalerweise gegen 4 Uhr, versuche ich, noch ein bisschen zu schlafen.

Beginn des Tages bei Mosswood
Um 8 Uhr bin ich wieder wach. Es ist Zeit für die zweite Flaschenfütterung der kleinsten Jungtiere. Das ist der offizielle Beginn des Tages bei Mosswood, wo wir bis zu 14 Jungtiere versorgen können.
Als Erstes muss die Wäsche gemacht werden. Die Menge an Wäsche, die unsere engagierten Freiwilligen waschen, ist enorm. Beutel, Teddybären und Decken halten die Jungtiere in ihren Körbchen warm und geben ihnen Geborgenheit. Zusätzlich bedecken Handtücher all die Bereiche, die die Koalas nutzen. Alles muss gewaschen und getrocknet werden, um es wieder verwenden zu können.
Anschließend füttern wir alle Koalas und ich führe einen allgemeinen Gesundheitscheck durch, um sicherzustellen, dass es allen gut geht. Daraufhin gehen wir nach draußen, um die Gehege zu reinigen, Handtücher auszutauschen und die Wasserbehälter aufzufüllen.
Als Nächstes schaue ich nach den anderen Wildtieren in unserer Obhut und reinige ihre Gehege. Des Öfteren haben wir auch Pinguine, Seevögel, Greifvögel, Ameisenigel, Possums, Fledermäuse und Eidechsen zur Rehabilitation bei uns. Schon ist es wieder Zeit für weitere Wäsche und Reinigung. Wir reinigen alle gebrauchten Transportboxen, Körbe oder Kisten von Wildtieren, die am Vortag gebracht wurden, und waschen die Milchflaschen.
Sobald Tiere neu bei uns sind oder sich der Gesundheitszustand eines der Tiere in unserer Obhut verändert, kümmere ich mich um tierärztliches Personal, das diese Tiere fachkundig untersucht.
Vor dem Mittagessen versuche ich, E-Mails und Anrufe zu beantworten, und hoffe, dass ich selbst ein wenig Zeit habe, um etwas zu essen.
Zeit fürs Mittagessen … für die Tiere
Meine Pläne für das Mittagessen werden in der Regel durchkreuzt, da wir oft mindestens einen neuen Rettungsfall gemeldet bekommen, den es zu versorgen gilt. Normalerweise kümmern sich Freiwillige darum, doch wenn niemand verfügbar ist oder es sich um eine komplexe Rettung handelt, fahre ich selbst hin.
Haben wir an einem Tag mal keine Rettungseinsätze, fahre ich zu unserem sogenannten „Soft-Release“-Gelände, um nach den neu freigelassenen Koalas zu sehen. Dieses eingezäunte und überwachte Gebiet dient als eine Art Vorbereitungsbereich, in dem die Koalas vor der Wiederauswilderung ihren natürlichen Lebensraum erkunden können.
Danach ist es Zeit für noch mehr Wäsche.
Um 14 Uhr füttere ich die kleinen Koalas mit ihrer dritten Flasche des Tages.
Anschließend assistiere ich unserem ehrenamtlichen tierärztlichen Personal bei der Untersuchung, Behandlung oder auch Einschläferung von Wildtieren. Leider müssen rund 85 % der Wildtiere, die in unsere Obhut kommen, eingeschläfert werden. Das liegt daran, dass die Tiere bei ihrer Ankunft oft bereits seit einiger Zeit krank oder verletzt sind und ihre Chance auf Heilung so deutlich gesunken ist. Auch aus diesem Grund ist jede erfolgreiche Rehabilitation und Wiederauswilderung so wichtig.
Wenn unser tierärztliches Personal mit den Untersuchungen fertig ist, reinige und desinfiziere ich den Behandlungsraum, damit dieser für die nächsten Tiere bereit ist.
Dann ist es Zeit, wieder nach draußen zu gehen und Gehege für neue hilfsbedürftige Wildtiere vorzubereiten.

Suche nach frischen Ästen
Um 17 Uhr sind wir in der Regel bereit, ins Auto zu steigen und nach geeigneten Futterbäumen zu suchen, an denen wir Äste für die Koalas in unserer Obhut sammeln. Oft fahren wir jede Woche Hunderte von Kilometern, um Futter für die Koalas zu finden.
Wir sind in der Regel alle zwei bis drei Tage unterwegs, um frische Äste zu finden. Der Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen im australischen Bundesstaat Victoria sind ein großes Problem, was bedeutet, dass wir immer weitere Strecken zurücklegen müssen, um sicherzustellen, dass die Koalas in unserer Obhut artgerecht gefüttert werden können.
Dies ist ein mühsamer und oft unbekannter Teil der Pflege von Koalas. Es ist körperlich anstrengend, zeitaufwendig und macht auch nicht besonders viel Spaß. Trotzdem müssen wir es fast täglich tun, egal ob es regnet, hagelt oder die Sonne scheint.
Hoffentlich werden wir eines Tages eine nahe gelegene Plantage mit für Koalas geeigneten Bäumen haben, von denen wir Äste ernten können. So müssten wir nicht jede Woche so weit und so oft mit dem Auto fahren.
Sobald wir einige passende Äste für die Koalas gefunden haben, beladen wir den Lieferwagen so voll, dass die Blätter aus den Fenstern herausragen. Wenn wir dann nach Mosswood zurückkommen, laden wir die Äste in große Wassertrommeln. Dadurch bleiben sie ein paar Tage länger haltbar. Jeden Tag ersetzen wir ältere Äste durch frische und füllen die Wassertrommeln auf.
Nun ist es an der Zeit, alle anderen Tiere zu füttern. Dazu gehören auch die älteren Koala-Jungtiere, die bereit für ihre zweite Fütterung des Tages sind. Mit zunehmendem Alter trinken die Jungtiere immer weniger Milch und fressen dafür mehr Eukalyptusblätter.

Noch mehr Flaschenfütterungen vor dem Schlafengehen
Um 20 Uhr sind die jüngsten Koalas bereit für ihre vierte Fütterung des Tages. Danach mache ich bei Bedarf noch mehr Milch (ich möchte nicht um 2 Uhr morgens feststellen, dass wir keine mehr haben!). Außerdem reinige ich die Flaschen und bereite alles für die Fütterung am frühen Morgen vor.
Wir Menschen essen zwischen 21 und 22 Uhr zu Abend. Wenn ich noch Zeit und Energie habe, versuche ich, E-Mails und Anrufe zu beantworten sowie einige administrative Arbeiten zu erledigen, bevor ich mich schlafen lege und am nächsten Morgen alles wieder von vorne losgeht.
Jeder Tag bei Mosswood ist anders, doch das Ziel bleibt dasselbe: jedem Tier in unserer Obhut die besten Überlebenschancen und die Möglichkeit zur Auswilderung zu geben. Meine Arbeit ist anstrengend und manchmal herzzerreißend, aber sie kann auch unglaublich bereichernd sein und ist es absolut wert.
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