Beschlagnahmte lebende Tiere – weltweit
Illegale Tierhändler zu stoppen ist der erste Schritt. Tiere zu retten der nächste.Fakten über exotische Haustiere: Wildtiere in Gefangenschaft
Fakten über exotische Haustiere: Wildtiere in Gefangenschaft
Der Handel mit exotischen Haustieren findet weltweit statt. Jedes Jahr landen unzählige Wildtiere in den Wohnungen der Menschen und werden in Online-Videos präsentiert, die in den sozialen Medien häufig angesehen und geteilt werden. Es mag niedlich aussehen, mit einem jungen Schimpansen oder einem Plumplori zu kuscheln, doch solche Videos vermitteln nicht die Wahrheit darüber, was der Handel und die private Haltung für diese Tiere bedeuten. Die Beliebtheit trägt zudem dazu bei, den gefährlichen und illegalen Handel mit exotischen Haustieren zu etablieren.

Der illegale Wildtierhandel hat dabei nicht nur Auswirkungen auf die Tiere, die als exotische Haustiere verkauft werden. Der Handel wirkt sich auf die gesamte Tierwelt und deren Lebensräume aus. Auch zuhause können wir durch die Verbreitung von Krankheiten betroffen sein. Im Großen und Ganzen bedroht der Handel mit exotischen Haustieren die biologische Vielfalt und die Gesundheit der Ökosysteme unseres Planeten.
Der IFAW setzt sich sowohl für den Schutz und den Erhalt von Lebensräumen und Tierarten als auch für die Rettung einzelner Tiere ein. Zu unserer Arbeit gehört auch die Bekämpfung von Wilderei und dem illegalen Wildtierhandel. Wir arbeiten mit Unternehmen, Regierungen und Strafverfolgungsbehörden zusammen, um die Wildtierkriminalität zu stoppen und zu verhindern, dass Tiere aus ihren natürlichen Lebensräumen hinausgerissen werden.
Was sind exotische Haustiere?
Es gibt unterschiedliche Definition im Bezug auf „exotisches Haustier“. Beim IFAW betrachten wir jedes nicht domestizierte Tier, das als Haustier gehalten wird, als exotisches Haustier. So gilt für uns sowohl ein Tiger als auch ein Gecko, ein Kakadu oder eine Landschildkröte als exotisches Haustier, auch wenn sie in Gefangenschaft gezüchtet wurden. Dementsprechend fallen die meisten Tiere, die keine Katzen, Hunde oder Nutztiere sind, in diese Kategorie.
Exotische Haustiere werden oft illegal gehandelt. Sie leiden in Gefangenschaft oft unter schlechten Haltungsbedingungen und können ein Risiko für die Sicherheit von Menschen darstellen. Zudem sind exotische Haustiere auch aus Sicht des Artenschutzes bedenklich.
Ist es illegal, exotische Haustiere zu halten?
Die Vorschriften zum Handel und zur Haltung von exotischen Haustieren können in verschiedenen Ländern recht unterschiedlich sein. Zudem ist der Besitz eines exotischen Haustiers auch eine ethische Entscheidung. Der IFAW vertritt die Position, dass Wildtiere letzten Endes niemals als Haustiere in Gefangenschaft gehalten werden sollten, auch wenn sie in Gefangenschaft gezüchtet wurden.
Der Handel mit Wildtieren ist ein Milliardengeschäft. Jedes Jahr werden Millionen Wildtiere gefangen und an zahlende Kundschaft in der ganzen Welt verkauft. Nicht alle für den Zweck als exotisches Haustier gehalten zu werden – manche Tiere werden gegessen, zur Schau gestellt oder zur Herstellung von Kleidung verwendet. Der riesige Markt für exotische Haustiere trägt dazu bei, die Nachfrage hochzuhalten. Unabhängig davon, ob der Besitz in einem Land erlaubt ist, kann der Kauf eines exotischen Haustiers illegale Geschäfte befeuern.
Einige Tiere werden absichtlich falsch deklariert und als „legal“ verkauft. Wildtiere werden oft fälschlicherweise als „in Gefangenschaft gezüchtet“ gekennzeichnet, um den Import- und Exportanforderungen entsprechen zu können. Diesen Betrug zu erkennen ist sowohl für Vollzugsbehörden als auch für Käufer oft sehr schwierig. Dieses Beispiel aus den USA zeigt dies. Für den illegalen Export von Reptilien haben sich Kriminelle zusammengetan und die Wildtiere falsch gekennzeichnet, damit diese beim Schmuggel aus dem Land nicht entdeckt werden.

Wie schadet der Handel mit exotischen Haustieren den Tieren?
Der Fang und der Handel mit exotischen Haustieren sowie deren Haltung ist häufig mit sehr viel Tierleid verbunden. Viele sterben bereits während des Transports, da die Tiere unsicher transportiert, schlecht gefüttert und/oder anderweitig unsachgemäß behandelt werden. Gelingt es ihnen zu überleben, landen die Tiere oft in überfüllten und beengten Unterbringungen, in denen die Anforderungen artgerechter Haltungsbedingungen nicht erfüllt werden können.
Das Einfangen von Wildtieren schadet auch den natürlichen Ökosystemen. So sind zum Beispiel Graupapageien in Ghana aufgrund des Handels mit ihnen fast ausgestorben. Ihre gesamte Wildpopulation geht jedes Jahr um bis zu 21% zurück. Oft führt das Einfangen von lebenden Tieren für den Wildtierhandel zum Tod vieler anderer Mitglieder ihrer Art. So werden zum Beispiel erwachsene Schimpansen getötet, um an die Jungtiere zu kommen. Dies kann das Überleben von bereits bedrohten Arten ernsthaft gefährden. Selbst Tiere, die nicht gewildert werden, können indirekt betroffen sein, da der Rückgang anderer Arten das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen kann.
Hinzu kommt der Schaden, den exotische Haustiere anrichten können, wenn diese der Gefangenschaft entkommen oder in die Wildnis entlassen werden. Landet ein Tier an einem Ort, an dem es keine natürlichen Feinde gibt, kann es sich unaufhaltsam vermehren und das natürliche Ökosystem zerstören. Genau das ist zum Beispiel mit der amerikanischen Schmuckschildkröte passiert, die als beliebtes Haustier nach Europa kam. Viele dieser Tiere entkamen der Gefangenschaft oder wurden ausgesetzt. Heute gibt es unzählige von ihnen in unseren Teichen und Seen, wo sie mit einheimischen Tieren um Nahrung konkurrieren.
Warum ist es schlecht, exotische Tiere als Haustiere zu halten? Welche Risiken bestehen für den Menschen?
Viele Wildtiere tragen Viren und Bakterien in sich, die auf den Menschen übertragen werden können, wenn wir zu eng mit ihnen interagieren. Heutzutage geht die Wissenschaft davon aus, dass rund drei von vier neuen Infektionskrankheiten durch den Kontakt zwischen Menschen und Wildtieren entstehen. Zu diesen Krankheiten gehören einige der tödlichsten und berüchtigtsten Krankheiten, z.B. HIV, Ebola und SARS.
Diese Keime sind für die Tiere selbst häufig nicht schädlich, was zugleich bedeutet, dass selbst ein scheinbar gesundes exotisches Haustier Krankheiten übertragen kann, die für einen Menschen gefährlich sind – z.B. Salmonellen, Lyme-Borreliose oder das Coronavirus.
Exotische Haustiere können auch aus anderen Gründen gefährlich sein. Mögen sie als Jungtiere noch klein und niedlich sein, haben diese Tiere dennoch ihre wilden Instinkte. So können Tiere, die einst süß und knuddelig wirkten, z.B. junge Löwen, Servale oder Waschbären, schnell groß und kräftig werden, sodass sie nicht mehr sicher zu handhaben sind.
Was sind die Probleme bei der Haltung von exotischen Haustieren?
Exotische Haustiere gehören in die Wildnis und nicht in die Wohnungen von Menschen oder in Käfige. Denn sie haben – auch, wenn sie in menschlicher Obhut gezüchtet wurden - sehr ähnliche Bedürfnisse an ihre Umwelt und Lebensbedingungen wie ihre in freier Wildbahn lebenden Artgenossen. Anders als Hunde, Katzen, Schafe und andere Tiere, die Menschen speziell für den Gebrauch als Nutztiere gezüchtet haben, wurden diese Wildtiere nicht über Jahrtausende domestiziert.
Exotische Haustiere sind teuer und benötigen eine Pflege, die Menschen ihnen meist nicht bieten können. Unabhängig vom Anschaffungspreis kann auch die lebenslange Pflege sehr kostspielig sein. Sie benötigen spezielle Haltungsbedingungen, Nahrung und tierärztliche Versorgung. Wird ein Hund krank, kann man in der Regel zum Tierarzt gehen und sich helfen lassen. Wird dagegen eine exotische Schlange, Echse oder ein Pfeilgiftfrosch krank, müssen speziell ausgebildete Fachleute aufgesucht werden
Das Futter, das exotische Haustiere für ihre Gesundheit benötigen, ist möglicherweise schwer zu beschaffen, und viele exotische Tiere brauchen spezielle Haltungsbedingungen, die in einem durchschnittlichen Haushalt nicht oder nur schwer erfüllt werden können. Einige Reptilien zum Beispiel benötigen spezielle Wärme- und Feuchtigkeitsniveaus, die sich nur schwer aufrechterhalten lassen. Und während ein Hund mit dem Menschen als hauptsächlichen Sozialpartner zurechtkommen mag, haben viele andere Arten soziale Bedürfnisse, die in der Isolation durch den Menschen nicht erfüllt werden können.
Hinzu kommt, dass viele exotische Haustiere, u.a. Reptilien und Papageien, im Vergleich zu Hunden oder Katzen besonders alt werden können – manche sogar über 60 oder 70 Jahre. Sich um solche Tiere zu kümmern, kann also eine lebenslange Verpflichtung sein, die Zehntausende oder Hunderttausende Euro kostet. Immer wieder werden daher exotische Haustiere ausgesetzt, wenn sich die tierhaltenden Menschen die Pflege nicht mehr leisten oder sich aus anderen Gründen nicht mehr um die Tiere kümmern können. Dies stellt nicht nur eine Gefahr für das Überleben der Tiere dar, sondern auch für die Ökosysteme, in die sie ausgesetzt werden.

Denken Sie darüber nach, ein exotisches Haustier zu kaufen?
Vielleicht hat Sie ein Video in den sozialen Medien von einem Geschöpf mit großen Augen verzaubert, das niedlich eine Karotte frisst oder sich mit einer Zahnbürste in den Schlaf massieren lässt?
Doch dabei ist wichtig zu bedenken, was es bedeuten würde, sich um dieses Haustier zu kümmern, und wie der Besitz dieses Tieres dem Tier, der Natur, Ihrem Geldbeutel und sogar Ihnen selbst schaden könnte. Aus diesem Grund setzt sich IFAW gegen den Handel mit exotischen Haustieren ein und kämpft gegen den illegalen Handel mit Wildtieren.
Was unternimmt IFAW, um den illegalen Handel mit Wildtieren zu bekämpfen?
Um den illegalen Handel mit Wildtieren zu bekämpfen, decken wir alle dazugehörenden Bereiche ab:
- Wilderei stoppen
- Vollzugskräfte darin schulen, Tiere, die gewildert und geschmuggelt werden, so artgerecht und schonend wie möglich zu beschlagnahmen und unterzubringen
- Hilfe bei der Suche nach einem neuen, sicheren Zuhause für lebende Tiere, die im illegalen Wildtierhandel beschlagnahmt wurden
- Verhinderung der Online-Werbung und illegaler Anzeigen für exotische Haustiere
- Aufklärungskampagnen zur Verringerung der Nachfrage nach exotischen Haustieren
Hier erfahren Sie mehr über unsere Projekte:
Wilderei stoppen
Wir arbeiten mit lokalen Gemeinden und Ranger-Einheiten zusammen, um die Wilderei an dessen Ursprung zu bekämpfen. Wir unterstützen grenzüberschreitend Behörden dabei, ihre Informationen und Ressourcen zu teilen und stellen sicher, dass die Teams vor Ort über die erforderliche Ausbildung, Ausrüstung und Infrastruktur verfügen, um die Wilderei wirksam bekämpfen zu können.
Beschlagnahmung von Tieren während des Transports
Wir arbeiten auch mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, die für die Beschlagnahmung von Wildtieren zuständig sind, die über die Grenzen geschmuggelt werden.
Ohne festgelegte Verfahren, angemessene Schulungen und die richtige Ausrüstung leiden beschlagnahmte Tiere noch mehr. Sie werden in improvisierte und unterfinanzierte Einrichtungen gebracht und kehren nur selten in ihren ursprünglichen Lebensraum zurück. Dank unseres „Live Animals Seized in Trade (LAST)“-Projekts lernen Vollzugskräfte einen artgerechten und sicheren Umgang mit den beschlagnahmten Tieren, die für den Handel mit exotischen Haustieren bestimmt waren.
Möglichst viele Tiere werden nun sicher in unser Netzwerk von Rettungszentren und Auffangstationen gebracht und können sich dort erholen. In der Zwischenzeit arbeiten wir mit Wildtierbehörden und der Wissenschaft zusammen, um den ursprünglichen Lebensraum des Tieres zu ermitteln und es, wenn möglich, dorthin zurückzubringen.
In einem ähnlichen Projekt haben wir mit anderen Organisationen zusammengearbeitet, um praktische Richtlinien für alle Beteiligten der Lieferkette zu erstellen. Die Richtlinien enthalten Ratschläge zu den zu ergreifenden Maßnahmen und den zu stellenden Fragen, um kriminellen Wildtierhandel identifizieren zu können.
Schärferes Vorgehen gegen Werbung und illegale Anzeigen für exotische Haustiere
Heutzutage ist es leicht für Personen, die Tiere schmuggeln wollen, mit potenziellen Kaufinteressenten in Kontakt zu treten. In einer Studie haben wir in nur sechs Wochen mehr als 30.000 Tiere – einschließlich Tierteile und lebende Tiere – in Online-Anzeigen gefunden. Aus diesem Grund macht sich der IFAW dafür stark, dass das EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) konsequent umgesetzt wird. Diese EU-weite Regelung erschwert es Kriminellen, im Internet für exotische Haustiere zu werben.
Online-Plattformen haben nun eine größere Verantwortung, Stichprobenkontrollen durchzuführen und zu überprüfen, ob die Online-Anzeigen für exotische Haustiere auf ihrer Plattform legal sind. Sie müssen auch dafür sorgen, dass man illegale Online-Inhalte melden kann und diese dann zeitnah entfernt werden.
Seit wir 2018 an der Gründung der Koalition zur Beendigung des Onlinehandels mit Wildtieren beteiligt waren, wurden durch das Projekt erfolgreich über 24,1 Millionen Angebote blockiert oder entfernt, die gegen die Gesetze zum Schutz von Wildtieren verstießen. Zu den Angeboten gehörten Anzeigen für lebende Großkatzen, Reptilien, Primaten und Vögel.

Langfristig das Verhalten ändern
Es gibt einen großen Markt für exotische Haustiere. Wir arbeiten daran, das zu ändern. Wir entwickeln Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und zur Verhaltensänderung, die die Menschen über Wildtierkriminalität und ihre Auswirkungen aufklären.
Diese Kampagnen tragen dazu bei, die Nachfrage nach Wildtieren am anderen Ende der Tierhandelslieferkette zu verringern.
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