FAQ: IFAW und die Ukraine
FAQ: IFAW und die Ukraine
Der IFAW unterstützte bereits während der Krimkrise im Jahr 2014 seine Partner in der Ukraine. Wir standen denselben Partnern auch zur Seite, als russische Truppen im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten. So konnten wir ukrainische Tierheime dabei unterstützen, sich so gut es eben möglich war auf die kommende Krise vorzubereiten.
Darüber hinaus haben wir unsere Nothilfe nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Polen, Rumänien und Moldawien rasch ausgeweitet. Wir unterstützten Zoos und Auffangstationen dabei, ihre Wildtiere an sicherere Orte zu evakuieren. Unser Team für Katastrophenhilfe war zwei Monate lang am Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine im Einsatz, um Flüchtlingen mit ihren Haustieren tierärztliche Versorgung, Tiernahrung und weitere Hilfsgüter wie Leinen oder Transportboxen bereitzustellen.
Das vom IFAW unterstützte Veterinärsteam half bis Ende Juni Flüchtlingen mit ihren Haustieren, die über den Bahnhof Przemyśl nach Polen einreisten. Gleichzeitig entwickeln wir einen Mehrjahresplan, der die fortwährende Unterstützung während der aktuellen Notsituation sowie Wiederaufbaumaßnahmen einbezieht.
Wie viel Spendengelder hat der IFAW bisher im Zusammenhang mit der Ukraine-Hilfe erhalten?
Während der Ukraine-Krise haben wir unglaublichen Zuspruch für unsere Arbeit auf der ganzen Welt sowie auch hinsichtlich unseres Einsatzes in der Ukraine erhalten. Wir sind für diese enorme Unterstützung überaus dankbar.
Der IFAW hat seit Kriegsbeginng weltweit über 12 Millionen USD gesammelt, diese Großzügigkeit erlaubte es uns, gleich zu Beginn Mittel für die Soforthilfe zu bewilligen, Teams vor Ort zu entsenden, wichtige Ressourcen für diejenigen bereitzustellen, die sie am dringendsten benötigten, und jetzt auch mit den Vorbereitungen für die Wiederaufbauphase zu beginnen. Nach wie vor gehen täglich Hilfsanfragen und weitere Spenden bei uns ein.
Wie viel Prozent der dafür gespendeten Gelder werden für Hilfsmaßnahmen für die Ukraine ausgegeben?
Ein Großteil der für die Ukraine vorgesehenen Gelder wird für unsere aktive Arbeit vor Ort, Soforthilfen und Wiederaufbaumaßnahmen in den kommenden Jahren verwendet. Ein Teil der Gelder kommt zudem IFAWs Katastrophenhilfe in Europa zugute. Dies ermöglicht es uns, auf dem europäischen Kontinent schnell Mittel für Nothilfen zur Verfügung zu haben, sowohl für den kurz- als auch für den langfristigen Bedarf in der Ukraine und den umliegenden Regionen. Bei Notfällen zählt jede Minute. Oft hat man nicht die Zeit, Gelder für Rettungseinsätze vorab zu sammeln. Wir müssen sofort handeln - und dank mitfühlender Menschen und ihrer Spenden können wir notleidende Tiere in kürzester Zeit retten und versorgen.
Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Finanzdaten hinsichtlich unserer Arbeit in der Ukraine für die ersten 100 Tage:
- Bisher gesammelter Gesamtbetrag an Spenden (brutto, alle Kanäle): USD $12,3M
- Bisher zugewiesen / investiert (brutto, inkl. Verwaltungskosten):
- Allgemeine Ausgaben: USD $ 4,8 M
- Ausgezahlte Zuschüsse: über USD $ 1,5 M
- Dem „European Disaster Response Fund“ zugewiesen (brutto): USD $1,5M
- Weitergeleitet an den IFAW Global Rescue Fund (brutto): 500.000 USD
- „IFAW Global Rescue Endowment“ zugewiesen: USD $1,5M
- Vorgesehen für zukünftige Einsätze und Projekte: USD $3M
Unsere Finanzdaten, einschließlich der Summe der eingegangenen Spenden werden in unserem Jahresbericht veröffentlicht.
In unserem letzten Jahresabschluss 2020/2021 können Sie sehen, dass wir 76 Cent von jedem gesammelten Dollar direkt für unsere Tierschutzprogramme einschließlich der dafür notwendigen Verwaltungskosten ausgegeben haben.
Wofür verwendet der IFAW die für die Ukraine gesammelten Gelder?
Wir sind überaus dankbar für den enormen weltweiten Zuspruch und die großzügige Unterstützung, die wir in letzter Zeit erhalten haben. Der IFAW hat bereits fast 6,3 Mio. USD verwendet, um während dieser Krise Tiere zu retten und Tieren und Menschen vor Ort zu helfen.
Etwa durch den Einsatz unseres Teams in Polen und der beiden vom IFAW unterstützten ukrainischen Tierärzte zwischen März und Juni 2022. Mehr als
1,5 Mio. USD wurden genutzt, um Nothilfe für von diesem Krieg betroffene Wildtiere, Haustiere oder Hoftiere und deren Halter zu leisten.
Uns erreichen täglich neue Anfragen und mit Stand 31. Dezember 2022 haben wir insgesamt 81 Nothilfen gewährt – 60 an Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine und weitere 21 an Organisationen in Nachbarländern zu unterstützen, die Tieren aus der Ukraine helfen.
Seit Februar 2022 setzen wir einen umfassenden, mehrjährigen Rettungs- und Wiederaufbauplan in der Ukraine um. Unser Projekt zur Rettung der Ukraine ist auf zwei Hauptinitiativen ausgerichtet:
Füttern, behandeln, wärmen & wieder zusammenführen:
Seit Beginn des Krieges unterstützt der IFAW örtliche Tierheime und andere Organisationen beim Kauf und der Verteilung von Futter und Haustierbedarf sowie bei der tierärztlichen Versorgung der Tiere. Mit Beginn des Winters weiten wir unsere Bemühungen aus, um sicherzustellen, dass die Haustiere warm bleiben, indem wir den Kauf und die Verteilung von Betten, Matratzen und Decken sowie die Anpassung und den Bau geeigneter (thermischer/isolierter) Unterkünfte unterstützen.
Untersuchen, Retten, Wiederansiedeln/rehabilitieren & Freilassen:
Während des Krieges konzentriert sich der IFAW auf die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, zur Rettung und Evakuierung von in Gefangenschaft lebenden Wildtieren aus Zoos, Auffangstationen und anderen Orten. Wenn der Krieg vorbei ist und die Landschaften sicher genug sind (entmint wurden), unterstützen wir die Behörden beim Aufbau eines Netzwerks regionaler Zentren für die Rettung und Rehabilitation von Wildtieren.
Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt sind miteinander verknüpft. Indem wir Tieren helfen, verbessern wir auch die psychische Gesundheit ihrer Besitzer, da wir den Stress und die psychologischen Auswirkungen des Chaos durch das Versorgen ihrer Haustiere verringern.
Wie hilft der IFAW aktiv vor Ort?
Von Ende März 2022 bis Mitte Mai 2022 betreuten vom IFAW ausgebildete Einsatzkräfte, darunter auch Tierärzte, die Tierhilfestation bei Medyka an der ukrainisch-polnischen Grenze. Wir verteilten Tiernahrung, Leinen, Halsbänder, Transportboxen und Kleidung im Wert von Tausenden von Dollar an Tiere und deren Besitzer. Während des siebenwöchigen Einsatzes im Zelt versorgte unser Team mehr als 2.425 Tiere.
Zusätzlich kooperierten wir mit dem polnischen Hauptveterinäramt, um am Bahnhof Przemyśl tierärztliche Versorgung für Flüchtlinge mit ihren Haustieren zu ermöglichen und weitere Hilfsgüter bereitzustellen.
Die vom IFAW finanzierten ukrainischen Tierärzt:innen unterstützten ihre polnischen Kolleginnen und Kollegen dabei, bis zum aktuellen Zeitpunkt 3.355 Haustiere zu untersuchen, zu impfen und zu chippen.
Seit März 2022 waren 43 IFAW-Einsatzkräfte, darunter sieben Tierärzte, aktiv um Flüchtlinge und deren Haustiere bei ihrer Ankunft in Polen zu empfangen und zu versorgen. Unsere Einsatzkräfte kamen aus aller Welt, um zu helfen: aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, dem Vereinigtes Königreich, Australien, den Vereinigte Staaten, Mexiko und Costa Rica.
Wird der IFAW ein Büro in der Ukraine oder in deren Nachbarländern eröffnen?
Die Eröffnung eines IFAW-Büros in der Ukraine oder in deren Nachbarländern ist derzeit nicht geplant. Der IFAW ist in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien vertreten, wobei mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Katastrophenhilfe in ganz Europa im Einsatz sind. Wir arbeiten derzeit an einem Dreijahresplan und schaffen projektbezogene Stellen, um die vorhergesehenen Wiederaufbaumaßnahmen in der Ukraine umsetzen zu können.
Das Projektteam von Ukraine Rescue besteht derzeit aus fünf Vollzeitmitarbeitern, von denen vier Ukrainer sind - zwei leben derzeit noch in Lemberg und Kiew und zwei weitere mussten im März aus dem Land fliehen und halten sich in Belgien und den Niederlanden auf.
Wievielen Tieren hat der IFAW seit Beginn des Ukraine-Krieges geholfen?
Zehn Monate nach Beginn des Krieges in der Ukraine hat der IFAW 103.770 Haustieren (meist Hunden und Katzen) und Wildtieren wie Bären, Fledermäusen, Löwen und Tigern geholfen. Wir unterstützten dabei nicht nur hilfsbedürftige Tiere, sondern auch die Menschen, die sich um sie kümmern.
Warum hilft der IFAW nicht viel mehr Tieren, auch in der Ukraine selbst?
Der IFAW mobilisierte mehr als einhundert Menschen, um während diesen Einsatzes zu helfen. Notfallhelfer vor Ort waren länger als einen Monat rund um die Uhr im Einsatz, um Tieren und Flüchtlingen aus der Ukraine nach ihrem Grenzübertritt nach Polen beizustehen. Die Mitarbeiter in unseren Büros beantworten weiterhin unzählige E-Mails und Anfragen aus aller Welt.
Wir unterstützen weiterhin Tierrettungs- und Hilfsmaßnahmen, wo immer dies möglich ist.
Wir stellen auch weiterhin Soforthilfen zur Verfügung, um Partnern und anderen Organisationen zu helfen, die sich um Tiere in der Ukraine und in den Nachbarländern kümmern. Zu gegebener Zeit werden wir zur Wiederaufbauphase übergehen. Wir sind an der Entwicklung eines Mehrjahresplans und planen Gelder ein, um Einrichtungen und Strukturen wiederaufzubauen. Zudem werden wir uns für die Wiederherstellung von Lebensräumen für Tiere einsetzen.
Wie geht es weiter?
Der IFAW ist bekannt dafür, schnelle Soforthilfe vor Ort leisten zu können, aber auch den Wiederaufbau danach langfristig zu unterstützen.
Dieses Ziel haben wir uns auch zu Beginn unseres Einsatzes für die Ukraine gesetzt. Um Haus- und Wildtieren - sowohl in Gefangenschaft als auch in Freiheit - langfristig zu helfen, haben wir vier Schwerpunkte ermittelt:
1. Schutz von Wildtieren und deren Lebensräumen
- Beurteilung des Veterinärbedarfs im Land und Bereitstellung von Unterstützung, um Lücken hinsichtlich tierärztlicher Versorgung zu schließen
- Unterstützung von Auffangstationen und Rettungszentren, damit diese Maßnahmen zum Wiederaufbau beschleunigen und den Betrieb sicherstellen können
- Falls gewünscht, Zusammenarbeit mit der Europäischen Vereinigung von Zoos und Aquarien EAZA für eine temporäre Unterstützung von Zootieren
- Zusammenarbeit mit Rettungszentren in der Ukraine, um vom Krieg betroffene einheimische Wildtiere zu retten, zu rehabilitieren und auszuwildern
- Unterstützung bei der Wiederherstellung von Lebensräumen und Förderung des Schutzes empfindlicher Lebensräume und Wildtiergebiete.
2. Entwicklung der Infrastruktur für Tiere in Krisensituationen
- Förderung von Maßnahmen, die das Wohl von Haus- und Wildtieren in der Ukraine und deren Nachbarländern fördern. Um den Tieren eine Zukunft in der Ukraine zu ermöglichen, muss der Wiederaufbau unterstützt und die Infrastruktur entsprechend geplant und wiederhergestellt werden
3. Förderung der Gesundheit von Mensch und Tier
- Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung und NGOs zur Minimierung der Krankheitsübertragung und zur Förderung der Gesundheit aller Tiere und Menschen, einschließlich aller Lebensgrundlagen und Lebensräume
4. Planungen für Tiere in Krisen und Katastrophen
- Die Zusammenarbeit mit anderen NGOs ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, um eine möglichst positive und effiziente Wirkung für Tiere in Not zu erzielen
- Zusammenführung von ukrainischen Behörden, lokalen Tierschutzorganisationen, Hilfsempfängern sowie internationalen und strategischen Interessengruppen der Region zur Entwicklung einer gemeinsamen Strategie für die Zukunft des Tierschutzes in der Ukraine
Wie lange wird der IFAW in der Ukraine und Umgebung bleiben, um Tieren zu helfen?
Es ist klar, dass die aktuelle Krise einen mehrjährigen Einsatz mit sich bringt. Wir werden weiterhin Unterstützung in Form von tierärztlicher Versorgung, Tiernahrung, Soforthilfe und weiteren Hilfsmitteln bereitstellen. Unsere aktuelle Planung für die Wiederaufbauphase beinhaltet, die Verbesserung der Tierschutzstandards und -praktiken sowie den Wiederaufbau von Einrichtungen, Systemen und Lebensräumen für Wildtiere.
Was unternimmt der IFAW, um das Wohl der Tiere in zukünftigen Krisen zu verbessern?
Wir bauen starke Netzwerke innerhalb Europas auf, um bei Krisen in der Region möglichst schnell reagieren zu können. Die politische Arbeit des IFAW in Europa beinhaltet die Themen der Tierrettung, Risikoreduzierung und Katastrophenvorsorge. Wir setzen uns dafür ein, Tiere in nationale und regionale Katastrophenvorsorge- und Notfallpläne einzubeziehen. Wir fordern europäische Regierungen auf, Tiere bei der nationalen Katastrophenplanung zu berücksichtigen.
In den Niederlanden war der IFAW beispielsweise maßgeblich an der Einrichtung einer gemeinsamen, von der Regierung offiziell anerkannten nationalen NGO-Unterstützungsplattform für Flüchtlinge beteiligt, die mit ihren Tieren aus der Ukraine in das Land geflohen sind. Zudem ist es uns gelungen, eine Zusage der niederländischen Regierung zu erhalten, Tiere in ihre Katastrophenpläne mitaufzunehmen. Darüber hinaus führen wir ein Pilotprojekt mit einer Stadtverwaltung durch, um die Evakuierung und Unterbringung von Tieren in Katastrophenvorsorge- und Notfallpläne aufzunehmen.
Arbeitet der IFAW bei seinem Einsatz mit anderen Organisationen zusammen?
Wir sind der Ansicht, dass die Zusammenarbeit mit Partnern unsere Wirkung verstärtkt, insbesondere in Krisenzeiten.
Dank Kooperationen können wir doppelte Arbeit vermeiden und sicherstellen, dass Ressourcen effizient eingesetzt werden. Während der Ukraine-Krise haben wir unter anderem mit folgenden Organisationen zusammengearbeitet: EAZA (Europäische Vereinigung von Zoos und Aquarien), EARS (European Alliance of Rescue Centres and Sanctuaries), Deutschen Tierschutzbund, Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste, Vier Pfoten, HSI (Humane Society International), Dogs Trust International, WSAVA/USAVA, FVE (Europäischer Tierärzteverband), ICAM, Greater Good Charities, World Central Kitchen, Tierärzte ohne Grenzen sowie mit den Veterinärbehörden in Rumänien und der Republik Moldau.
Auch in der Zukunft werden wir Regierungsbehörden und andere neue strategische Partner einbeziehen, um nachhaltige Wiederaufbau- und Wiederherstellungsmaßnahmen in der Region zu unterstützen.
Wir sind uns der Kosten und Risiken bewusst, die mit der Weiterleitung von Spendergeldern und der Verwaltung einer großen Rettungsaktion verbunden sind und werden weiterhin transparent über die Verwendung von diesen informieren. Verwaltungskosten sind Teil der finanziellen Realität, wobei wir uns verpflichten, Gelder dorthin zu leiten, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Wenn wir feststellen, dass wir Gelder z.B. aufgrund von überschüssigen Geldern nicht angemessen für ein Projekt einsetzen können, so werden diese weiteren Projekte zum Schutz von Tieren in Not weltweit, wie z.B. an den „European Disaster Response Fund“ oder „IFAW Global Rescue Endowment“ zugewiesen.
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