Geschwindigkeitsbegrenzungen für Handelsschiffe: Europäer:innen fordern mehr Schutz für Wale
Geschwindigkeitsbegrenzungen für Handelsschiffe: Europäer:innen fordern mehr Schutz für Wale
Hamburg, 15. September 2025 – Mehr als eine Viertelmillion EU-Bürger:innen fordern von der Europäischen Kommission, die Geschwindigkeit von Schiffen in ihren Gewässern zu reduzieren, um Meereslebewesen wie Wale zu schützen. Am 12. September 2025 übergab der IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Brüssel eine entsprechende Petition mit 258.023 Unterschriften aus ganz Europa, die verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe zur Verringerung des Unterwasserlärms fordert. Der IFAW informiert mit seiner 2022 gestarteten Kampagne „Blue Speeds“ über die Folgen von Unterwasserlärm für Meerestiere und die positiven Effekte von Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe.

Die Lärmbelastung insbesondere durch schnell fahrende Handelsschiffe trägt wesentlich dazu bei, dass 97 Prozent der EU-Meeresgewässer nach wie vor nicht den vorgeschriebenen „guten Umweltzustand“ erreichen – ein Ziel, das schon bis 2020 hätte erfüllt sein sollen. Hauptursachen für die Situation sind unklare Regelungen, das Fehlen verbindlicher Maßnahmen und die – auch wegen fehlender Gelder – schwache Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) durch die Mitgliedstaaten.
Dauerhafter Unterwasserlärm erschwert es Walen und anderen Meeressäugern, zu jagen, Partner:innen zu finden, sich auszuruhen und zu kommunizieren. Der hohe Geräuschpegel gefährdet letztlich die gesamte marine Artenvielfalt. Erst 2024 legte die EU verbindliche Grenzwerte für Unterwasserlärm fest. Klare Leitlinien für die praktische Umsetzung in den Mitgliedsstaaten stehen jedoch noch aus.
Der Vorschlag für verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzungen steht im Einklang mit der von der EU-Kommission geplanten Überarbeitung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) im Rahmen des Ocean Pacts. Die MSRL-Revision bietet die Chance, bisherige Leitlinien in konkrete, verpflichtende Maßnahmen zu überführen. Eine schnelle und vergleichsweise einfache Lösung bietet die IFAW-Initiative „Blue Speeds“. Schon eine weltweite Geschwindigkeitsreduzierung um 10 Prozent kann erhebliche Wirkung entfalten: Der Unterwasserlärm der Schifffahrt wird um bis zu 40 Prozent gesenkt und das Risiko von Kollisionen mit Walen halbiert. Zudem sinken die Treibhausgasemissionen um rund 13 Prozent. Langsameres Fahren bedeutet zudem einen geringeren Treibstoffverbrauch – ein Vorteil sowohl für das Klima als auch für die Betriebskosten der Reedereien.
„Wir sehen eine Welle der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern in ganz Europa, die Wale, Delfine und andere Meereslebewesen vor den tödlichen Auswirkungen von Lärm und Schiffskollisionen beschützen wollen. Gemeinsam fordern wir verbindliche Maßnahmen zur Verlangsamung von Handelsschiffen – ein entscheidender Schritt, um den Ozean leiser zu machen und Meerestieren wieder die Möglichkeit zu geben, weitgehend ungestört zu leben. Wir rufen die Europäische Kommission auf, rechtsverbindliche EU-Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen und deren wirksame Umsetzung sicherzustellen“, erklärt Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter IFAW Deutschland.
„Die Instrumente sind vorhanden, und es ist jetzt an der Zeit zu handeln. Tatsächlich würde die Einführung von Blue Speeds dem maritimen Sektor dabei helfen, die FuelEU-Verordnung für den Seeverkehr umzusetzen. Diese kürzlich verabschiedete EU-Maßnahme soll die Treibhausgasintensität von Kraftstoffen verringern“, fügt Dinkelmeyer hinzu.
Der IFAW fordert die europäischen Gesetzgeber auf:
- Blue Speeds (das entspricht etwa einer 10-prozentigen Geschwindigkeitsreduktion der derzeitigen Durchschnittsgeschwindigkeiten) für alle Handelsschiffe einzuführen, die EU-Häfen anlaufen,
- klare Leitlinien zu veröffentlichen, damit Mitgliedstaaten einen „guten Umweltzustand“ in Bezug auf Unterwasserlärm erreichen können,
- stark frequentierte Schiffsrouten um Wal-Hotspots herum zu führen,
- Schiffe mit Echtzeit-Walwarnsystemen auszustatten.
Die jüngste Unterstützung der EU für die High Ambition Coalition for a Quiet Ocean ist ein begrüßenswerter Schritt in die richtige Richtung. Jetzt gilt es, klare Regeln festzulegen und Europa als treibende Kraft für globale Veränderungen zu positionieren – mit Lösungen, die Wale schützen, Emissionen reduzieren und zugleich der maritimen Wirtschaft zugutekommen.
Weitere Informationen zu Blue Speeds: www.bluespeeds.org
Für weitere Infos oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
e: rheinetsberger@ifaw.org
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