Wie steigende Wassertemperaturen das Leben im Meer und in Gewässern beeinflussen
Wie steigende Wassertemperaturen das Leben im Meer und in Gewässern beeinflussen
Die Auswirkungen der Klimakrise sind weltweit spürbar. Einige Regionen erleben immer häufiger extreme Wetterereignisse wie Dürren, Brände und Stürme, während in anderen die jährliche Schneemenge abnimmt oder der Niederschlag zunimmt.
Was bedeutet die Klimakrise für den Ozean?
Doch die Folgen steigender Temperaturen betreffen nicht nur das Land – auch der Ozean ist betroffen. Wenn die Meerestemperaturen steigen, dehnt sich das warme Wasser aus und lässt den Meeresspiegel steigen. Das Problem wird verschärft, da die wärmeren Gewässer weltweit riesige Gletscher schmelzen lassen, was den Meeresspiegel weiter ansteigen lässt. Würden alle Gletscher und Eisschilde schmelzen, würde der Meeresspiegel um ganze 60 Meter steigen – mit verheerenden Folgen wie Überschwemmungen, Küstenerosion und Landverlust.

Auch die Häufigkeit mariner Hitzewellen, die durch die Klimakrise ausgelöst werden, hat sich seit den 1980er Jahren verdoppelt. Diese vorübergehenden, aber extremen Temperaturanstiege im Meer können zu massenhaftem Sterben von Lebewesen in den Gewässern führen, die Versauerung des Ozeans verstärken und sogar die Meeresströmungen stören, die unser Wetter beeinflussen.
Die durchschnittliche Meerestemperatur ist von 2011-2020 im Vergleich mit 1850-1900 um 0,88 Grad Celsius gestiegen. Da Wasser länger braucht, um sich zu erwärmen, steigt dieser Wert langsamer als die globale Durchschnittstemperatur an Land. Doch für das Leben im Meer haben bereits kleine Temperaturveränderungen drastische Folgen.
Besonders alarmierend ist, wie stark steigende Meerestemperaturen unterschiedliche Arten auf vielfältige Weise beeinflussen – etwa durch ihre individuellen Reaktionen auf die Erwärmung. Veränderungen bei einer Art können dabei eine Kettenreaktion auslösen, die zahlreiche andere Arten in Mitleidenschaft zieht. Diese Folgen sind oft schwer zu beobachten, vorherzusagen und zu bekämpfen.
In diesem Artikel betrachten wir die bekannten Auswirkungen steigender Temperaturen auf einige der wichtigsten Meerestiere.
So reagieren Meerestiere auf steigende Temperaturen
Haie

Haie sind wandernde Tiere, die im Winter wärmere und im Sommer kühlere Gewässer aufsuchen. Mit steigenden Temperaturen ziehen sie jedoch immer weiter nach Norden, um für den Lebensabschnitt geeignete Bedingungen zu finden – und erreichen dabei Lebensräume, die sie zuvor nie besucht haben.
In diesen neuen Lebensräumen gelten Haie als invasive Art. Sie fressen neue Beutetiere und konkurrieren mit anderen Arten, was das bestehende ökologische Gleichgewicht stören kann. Zudem suchen sie vermehrt in Küstennähe nach Nahrung, was die Wahrscheinlichkeit von Begegnungen zwischen Menschen und Haien erhöht.
In wärmerem Wasser steigt die Körpertemperatur der Haie, und laut Studien erhöht sich ihr Stoffwechsel. Dadurch benötigen sie für alle Aktivitäten – vom Schwimmen bis zur Verdauung – mehr Energie, was sich auf ihre Nahrungsaufnahme und die Nährstoffverwertung auswirkt.
Wale
Obwohl sie die größten Tiere im Ozean sind, ernähren sich Wale unter anderem auch von besonders winzigen Lebewesen – Plankton. Doch wärmeres Wasser führt laut Studien dazu, dass die Biomasse des Phytoplanktons um bis zu 26 % abnimmt. Von den geringeren Biomassen an Phytoplankton können sich auch weniger Fische und Wale ernähren, die sowohl Plankton wie auch bestimmte Fischarten essen. Der Kreislauf wird gestört und für Wale wird es bei steigenden Wassertemperaturen zunehmend schwieriger, ausreichend Nahrung zu finden.
Steigende Meerestemperaturen wirken sich nicht nur auf das Leben im Ozean aus – sie verändern auch die Chemie des Meeres. Im wärmeren Wasser verhalten sich Chemikalien wie Kunststoffen, persistenten organischen Schadstoffen (POPs) und landwirtschaftlichen Chemikalien anders, ihre Konzentration und ihre Giftigkeit kann zunehmen. Zudem wissen wir, dass sich mehrere dieser Substanzen in einigen Arten anreichern. Sie stehen im Zusammenhang mit einer Schwächung des Immunsystems sowie den Fortpflanzungsproblemen bei Walen und anderen Meeressäugern.
Gleichzeitig wird der Ozean durch die Aufnahme von überschüssigem Kohlendioxid saurer. Seit Beginn der Industrialisierung ist der pH-Wert der Meeresoberfläche gesunken – die Versauerung hat um 30 % zugenommen. Diese chemische Veränderung verringert die Absorption oder abdämpfen besonders von tiefem Schall (niederfrequentem), sodass sich Geräusche unter Wasser weiter ausbreiten. Für Wale, die auf Schall zur Kommunikation, Orientierung und Nahrungssuche angewiesen sind, bedeutet das, dass ihre akustische Umwelt lauter und verwirrender wird.
Einige Walarten sind von Veränderungen der saisonalen Eisbedeckung und -dicke betroffen, da wärmeres Wasser das Eis unvorhersehbar schmelzen lässt. Wanderrouten, etwa von Belugawale, werden gestört. Sie können etwa in frisch gelösten Eisfeldern eingeschlossen werden, was ihnen den Zugang zu Luft und Nahrung verwehrt – oft mit tödlichem Ausgang.
Amazonas-Flussdelfine
Da sie in Flüssen leben, sind Amazonas-Flussdelfine besonders durch extreme Wetterereignisse bedroht, die mit der Erwärmung der Meere in Zusammenhang gebracht werden können. Im Jahr 2023 kam es zu einem Massensterben dieser Delfine als hohe Temperaturen und Dürrebedingungen den Tefé-See unbewohnbar machten.
Die Dürre ließ die Wasserstände sinken, wodurch sich das verbleibende Wasser noch stärker erhitzte. Man geht davon aus, dass die Hitze die Delfine in einen verwirrten Zustand versetzte – ähnlich wie ein Hitzschlag beim Menschen – und sie letztlich erstickten. Der IFAW unterstützte damals den Rettungseinsatz, doch über 150 Delfine waren bereits verendet.
Auch Delfinarten im Meer sind betroffen: Die Verfügbarkeit von Nahrung verändert sich, die Versauerung der Meere beeinträchtigt die Kommunikation, die Temperatur beeinflusst Wanderwege, und extreme Wetterereignisse bringen verstärkt Schadstoffe und Gifte ins Wasser.
Grüne Meeresschildkröten
Mit steigenden Temperaturen müssen Meeresschildkröten immer weitere Strecken zurücklegen, um geeignete Strände für die Eiablage in kühleren Gewässern zu finden. Die längeren Wege sind eine zusätzliche körperliche Belastung. Wärmeres Wasser begünstigt zudem Parasiten und Mikroorganismen, was das Infektionsrisiko erhöht. Weniger geeignete Nistplätze und gesundheitliche Belastungen beeinträchtigen den Fortpflanzungserfolg.
Wärmere Temperaturen führen zudem dazu, dass es mehr Weibchen und weniger Männchen gibt, was ihre Fortpflanzung stört. Diese Entwicklung gefährdet die Fortpflanzungsfähigkeit und das Überleben einiger Arten erheblich.
Auch die Nahrungsquellen der Schildkröten nehmen ab: Korallenbleiche – eine Folge steigender Temperaturen – beeinträchtigt Seegras und Algen, die Meeresschildkröten zum Überleben brauchen.
Lachse
Zum Laichen verlassen Lachse ihre Flusshabitate und wandern bis ins Meer. Sie pflanzen sich erst fort, wenn sie ihr Ziel erreicht haben – eine Reise, die tausende Kilometer umfassen kann.
Lachse reagieren jedoch äußerst empfindlich auf Temperaturveränderungen. Mit steigenden Wassertemperaturen steigt ihr Stoffwechsel, wodurch sie mehr Sauerstoff benötigen, um gut schwimmen zu können. Fehlt dieser, erreichen sie ihre Laichplätze nicht – und es werden weniger neue Lachse geboren. Die Bestände gehen zurück.
Sinkende Lachsbestände wirken sich auch auf andere Arten aus – etwa Wale, Seevögel und Bären, die sich von ihnen ernähren. Sogar die Bäume entlang der Flussufer sind betroffen, da weniger Lachse im Fluss sterben und dadurch weniger Nährstoffe ins Erdreich gelangen.
Korallen
Das verstärkte Korallensterben ist eine der bekanntesten Folgen der Klimakrise. Zwischen 2014 und 2016 waren 75 % der weltweiten Korallen von Korallenbleiche betroffen – ganze Riffe wurden weiß und verloren die Algen, die ihnen als wichtige Nahrungsquelle dienen. Leider starben 30 % der gebleichten Korallen.

Mit steigenden Durchschnittstemperaturen und häufigeren extremen Wetterereignissen müssen Korallenriffe diese Belastung jeden Sommer aufs Neue durchstehen.
Korallen leben in Symbiose mit bestimmten Algen, die ihnen Nährstoffe liefern und ihre charakteristische Farbe verleihen. Steigt die Wassertemperatur, geraten die Korallen unter Stress und stoßen die Algen ab. Dadurch droht ihnen Hunger und sie verlieren ihre Farbe.
Kranke oder abgestorbene Korallenriffe gefährden zahllose andere Arten, die auf sie als Nahrungsquelle und Lebensraum angewiesen sind. Der Verlust von Korallen lässt Fischbestände schrumpfen – mit Folgen auch für den Menschen.
Phytoplankton
Phytoplankton sind winzige Pflanzen, die von Strömungen in Süß- und Salzwasser getragen werden. Sie sind eine äußerst wichtige Nahrungsquelle für Meerestiere und eine bedeutende Sauerstoffquelle für alles Leben auf der Erde.
Phytoplankton reagieren sehr empfindlich auf Temperaturveränderungen. Viele Arten fühlen sich in kühleren, nährstoffreichen Gewässern wohl. Wenn sich das Wasser erwärmt und dadurch weniger Nährstoffe aus der Tiefe nach oben gelangen, können sie nicht mehr so gut wachsen. Das bedeutet weniger Nahrung für kleine Meerestiere wie Zooplankton und Fische – und damit auch weniger Futter für größere Tiere wie Wale.
Zum Beispiel fressen Zooplankton Phytoplankton, Wale fressen Zooplankton, und viele Arten ernähren sich später von den Walkadavern am Meeresboden. Ein Rückgang einer Art kann also zu Nahrungsmangel für zahlreiche andere führen.
Robben
Wenn Südamerikanische Seebären geboren werden, lassen ihre Mütter sie am Strand zurück, während sie auf Nahrungssuche gehen. Mit den steigenden Temperaturen halten sich die Beutetiere an anderen Orten auf, von manchen Arten nehmen die Bestände ab, sodass die Jagdausflüge immer länger dauern.
Dadurch sind die Jungtiere länger allein und müssen länger ohne Nahrung auskommen, was ihr Wachstum verlangsamt. Zudem scheint ihr Immunsystem geschwächt zu werden – ein entscheidender Faktor im Kampf gegen Hakenwürmer, Parasiten, die Robbenjunge am Strand befallen.
Studien zufolge sind diese Parasiten in wärmeren Jahren besonders erfolgreich und töten bis zu der Hälfte der Südamerikanischen Seebärenjungen.
Was wir tun können: Schutzmaßnahmen für die Meereswelt
Viele Meerestiere und Wasserbewohner spüren die Auswirkungen der Klimakrise. Um sie zu schützen, müssen wir politische Maßnahmen und Schutzprojekte unterstützen, die Emissionen reduzieren, Lebensräume bewahren und schädliche menschliche Aktivitäten im Ozean verhindern.
Erfahren Sie mehr über die Meeresschutzarbeit des IFAW und wie Sie sich engagieren können.
Ähnliche Inhalte
Mit großer Unterstützung können wir Großes leisten. Bitte spenden Sie, um Tieren zu helfen.