Was bedeutet „Wilderei”?
Was bedeutet „Wilderei”?
Wildtierkriminalität gehört zu den größten kriminellen Geschäftsfeldern weltweit. Wilderei, eine Form der Wildtierkriminalität, stellt eine große Bedrohung für viele Tierarten dar. Zu den bekannten Beispielen betroffener Tierarten zählen Elefanten, die häufig wegen ihrer Stoßzähne gejagt werden, und Nashörner, die oft wegen ihrer Hörner getötet werden. Doch es gibt auch viele weniger bekannte Fälle von Tierarten im Fokus von Wilderei.

Die Definition von Wilderei ist nicht immer eindeutig. Einfach gesagt bezeichnet Wilderei die illegale Jagd oder das illegale Einfangen bzw. Einsammeln von Tieren oder Pflanzen.
Was bedeutet Wilderei?
Häufig werden Tiere getötet, um an ihr Fleisch, ihre Hörner, Zähne, Schuppen oder andere Körperteile zu gelangen. In anderen Fällen werden Tiere lebend gefangen, um mit ihnen zu handeln: etwa für den exotischen Heimtiermarkt, zur Unterhaltung, z.B. im Tourismus, oder für andere kommerzielle Zwecke wie die Gewinnung von Gallenflüssigkeit bei Bären.
Jedes freilebende Tier, das zu einer gesetzlich geschützten Art gehört, kann Opfer von Wilderei werden. Es sind aber nicht nur Tiere betroffen – auch Pflanzen können gewildert werden. Manche Bäume werden wegen ihres Holzes illegal gefällt, kleinere Pflanzen wie Venusfliegenfallen werden gewildert und kommerziell im Blumenhandel vermarktet.
Wilderei betrifft auch Fische und andere Wasser- oder Meerestiere. Im Seerecht bezeichnet Wilderei das illegale Fischen oder Jagen in Gewässern. Fischerei kann in bestimmten Gebieten verboten sein, etwa durch nationale Regelungen in Hoheitsgewässern, oder es ist illegal, bestimmte Fischarten zu bestimmten Zeiten oder über festgelegte Fangquoten hinaus zu fangen.
Warum gibt es Wilderei?
Es gibt viele Gründe für Wilderei. Die Nachfrage nach Tieren und ihren Körperteilen steht im Zentrum des Problems. Gäbe es keine Nachfrage, gäbe es keinen Anreiz für Wilderer, Tiere zu jagen oder zu fangen.
Die Nachfrage entsteht aus verschiedenen Gründen. Viele Tiere werden wegen ihres Fleisches gewildert, sogenanntes „Bushmeat“, also Fleisch von Wildtieren, das für den menschlichen Verzehr gejagt wird. Bushmeat kann von unterschiedlichsten Arten stammen, darunter Affen, Pangoline, Schlangen und Giraffen. In abgelegenen Regionen ist Bushmeat oft die einzige verlässliche Proteinquelle. Manche Menschen sind daher auf die Jagd angewiesen. Diese erfolgt häufig illegal und gilt auch in diesem Zusammenhang als Wilderei, wobei die kommerzielle Wilderei in großem Stil und aus Gewinnstreben ein noch größeres Problem darstellt.
Auch im Ozean wird aus ähnlichen Gründen gewildert. Viele Fischarten sind bereits stark dezimiert und können sich nicht erholen, wenn sie weiterhin in großen Mengen gefangen werden. Deshalb erlassen Länder Fangbeschränkungen. Auch Schildkröteneier werden häufig illegal gesammelt und verzehrt.
Auch in der traditionellen Medizin besteht Nachfrage nach Tier- und Pflanzenteilen. In manchen Kulturen gelten bestimmte Körperteile, wie etwa Elfenbein, das Horn des Nashornes oder Tigerknochen, als heilkräftig. Sie werden zu Pulver verarbeitet und mit anderen Zutaten vermischt, um Krankheiten zu behandeln, obwohl es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Wirkung gibt. Manche Teile werden auch als Aphrodisiakum oder Nahrungsergänzungsmittel verwendet.

Viele Tiere werden gewildert, damit ihre Körperteile für dekorative oder zeremonielle Zwecke verwendet werden können. Tigerfelle gelten in manchen Kulturen als luxuriöse Dekoration. Elfenbein von Elefanten wird für Dolchgriffe, Schnitzereien und andere Ornamente verwendet, früher auch für Klaviertasten. Einige Fisch-, Säugetier- und Reptilienarten werden gewildert, um Kleidung, Schuhe und Handtaschen herzustellen. Der Einsatz von Tierprodukten in Luxusartikeln gilt oft als Statussymbol.
Die Wilderei lebender Tiere wird auch oft durch den Handel mit exotischen Haustieren angetrieben. Viele Wildtiere, darunter Primaten, Großkatzen, Schildkröten, Vögel und Frösche, sind als Haustiere begehrt, obwohl sie für Menschen gefährlich sein können. Da sie nicht domestiziert sind, können ihre Bedürfnisse in Gefangenschaft meist nicht erfüllt werden. Ihre Pflege ist teuer, und sie leben oft länger als Hunde oder Katzen, manche sogar länger als ihre Halter. Im Handel werden diese Tiere oft schlecht behandelt, viele sterben aufgrund der Haltungsbedingungen oder auf Transportwegen. Häufig werden sie in jungem Alter gewildert, was oft auch die Tötung ihrer Eltern bedeutet, z.B. bei Orang-Utans.
Neben der Nachfrage und der Profitgier professioneller Handler spielt auch die Not der Wilderer eine Rolle. Viele sind auf Wilderei als Einkommensquelle angewiesen, besonders in Regionen, die von Dürre, Armut und häufigen Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren betroffen sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass häufig Mittel fehlen, um Wilderei zu verhindern, etwa für die Einrichtung und Betreuung von Schutzgebieten oder für die Unterstützung von Rangereinheiten.
Wie wird gewildert?
Wilderei erfolgt auf unterschiedliche Weise. Sie ist meist ein hochorganisiertes Verbrechen mit internationalen Netzwerken. Tiere und ihre Körperteile werden ähnlich wie Drogen, Waffen oder Menschen gehandelt.
Manche Wilderer töten Tiere direkt mit einer Waffe, andere stellen Fallen auf. In diese gelangen oft auch Tiere, die gar nicht Ziel der Wilderei sind.
Wie hat sich die Wilderei entwickelt?
Vor dem 20. Jahrhundert war in Europa unter feudalen Bedingungen die Jagd ausschließlich dem Adel vorbehalten. Landbesitzer untersagten allen anderen das Jagen auf ihrem Grundbesitz. Bauern aus der unteren Gesellschaftsschicht, die meist kein eigenes Land besaßen, jagten illegal auf diesen Grundstücken, um zu überleben, da sie auf Wildfleisch als Proteinquelle angewiesen waren. Wilderei wurde zu einem schweren Verbrechen mit harten Strafen, da die Landbesitzer ihre Wildbestände schützen wollten.
Heute wird Wilderei auch immer wieder aus Profitgier oder zum Vergnügen betrieben. Statt Einzelpersonen, die aus Not jagen, stecken heute oft große, international organisierte kriminelle Netzwerke hinter der Wilderei. Gewilderte Tiere und deren Körperteile werden weltweit gehandelt zunehmend auch über das Internet.
Warum ist Wilderei ein Problem?

Wilderei wird vor allem dann ein großes Problem, wenn mehr Tiere einer Population getötet oder aus der Wildnis entnommen werden, als sich natürlich fortpflanzen können. Das gefährdet das Überleben von ganzen Tier- und Pflanzenarten, von denen viele bereits gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.
Wilderei bedroht nicht nur einzelne Arten, sondern auch die weltweite Artenvielfalt. Artenvielfalt ist essenziell für einen gesunden Planeten und für das Funktionieren von Ökosystemen weltweit. Auch wir Menschen sind auf Biodiversität angewiesen. Tiere, Pflanzen und andere Organismen liefern lebenswichtige Ökosystemleistungen wie Nahrung, Wasser, fruchtbare Böden und saubere Luft. Der Erhalt der Artenvielfalt ist entscheidend, um Kohlenstoff zu binden und die Klimakrise abzumildern.
Wilderei ist zudem ein tierschutzrelevantes Problem. Für Tiere kann es schmerzhaft und traumatisierend sein, wenn Artgenossen aus Familienverbänden entrissen oder Jungtiere Zeuge des Todes ihrer Eltern werden. Solche Erlebnisse können, selbst wenn das Tier überlebt, lebenslange Folgen haben.
Wilderei tötet nicht nur einzelne Tiere. Sie zerstört auch das Leben oder die Lebensgrundlage von Tieren, die eigentlich gar nicht Ziel der Wilderei waren. Ökosysteme werden geschädigt. Zudem geraten Menschen wie z.B. Rangerteams in Gefahr, die sich für den Schutz der Tiere einsetzen.
Wie können wir Wilderei stoppen?

Um Wilderei zu beenden, braucht es die Zusammenarbeit von Regierungen, Verwaltungen von Parks, Unternehmen, internationalen Organisationen und lokalen Gemeinden.
Eine stärkere Durchsetzung von Gesetzen ist ein zentraler Weg, um Wilderei zu stoppen. Der IFAW arbeitet mit Menschen vor Ort zusammen und unterstützt Wildtierbehörden, den Grenzschutz und andere Einsatzkräfte mit Schulungen, Ausrüstung und Infrastruktur. Zudem sammeln und analysieren wir Informationen über kriminelle Netzwerke und unterstützen Behörden durch Fortbildungen und bei der Planung von Einsätzen.
Langfristig muss auch die Nachfrage nach Wildtieren und deren Körperteilen reduziert werden. Dafür klären wir Konsumenten über den illegalen Wildtierhandel, die Gefahren exotischer Haustiere und über Produkte auf, die aus Wilderei stammen, und wie man sie vermeiden kann.
Darüber hinaus bekämpft der IFAW die zunehmende Wildtierkriminalität im Internet. Das ist nur in Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen und Regierungen möglich. Wir arbeiten daran, Cyberkriminelle zu überführen und den Onlinehandel mit Wildtieren und deren Körperteilen zu erschweren.
Wir setzen uns weltweit für bessere politische Rahmenbedingungen zum Schutz von Wildtieren ein. Viele Länder verfügen zwar über Gesetze oder Schutzgebiete, investieren jedoch nicht ausreichend in deren Umsetzung.
Neben der Arbeit in Herkunftsländern engagieren wir uns auch in Transit- und Abnehmerländern, um die Nachfrage nach gewilderten Tieren zu senken. Da ein Grund für Wilderei oft Einkommensmangel ist, unterstützt der IFAW Gemeinden dabei, alternative, tierfreundliche Einkommensquellen zu finden und klärt über die Bedeutung von Wildtieren und Biodiversität auf.
Schließlich unterstützen wir diejenigen, die an vorderster Front gegen Wilderei kämpfen, bevor sie überhaupt passiert. Rangerteams haben einen extrem gefährlichen Job. Sie leisten unverzichtbare Arbeit, um Tiere vor der Jagd und Fallen zu schützen. Der IFAW unterstützt Rangerteams, die Wildtiere und deren Lebensraum schützen, dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
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