Hamburg, 8. Mai 2025 – Das Europäische Parlament stimmt für den Vorschlag der Europäischen Kommission, den Schutz der Wölfe herunterzustufen. Damit wird die Jagd auf Wölfe wieder möglich. Mit der Abstimmung als letzten Schritt im Gesetzgebungsverfahren wird das Schutzniveau für Wölfe in der EU von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesetzt. Aber: Trotz des heutigen Votums können sich die EU-Mitgliedstaaten weiterhin dafür entscheiden, Wölfe streng zu schützen – eine dringende Empfehlung der Naturschutzorganisationen. IFAW, Eurogroup for Animals und Humane World for Animals stufen die Entscheidung als besorgniserregender Präzedenzfall für den europäischen Naturschutz ein.

Nach der EU-Habitatrichtlinie müssen Entscheidungen auf wissenschaftlicher Grundlage getroffen werden. Obwohl sich die Wolfspopulationen dank des strengen Schutzes erholen, befindet sich die Art in sechs von sieben biogeografischen Regionen der EU weiterhin in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Die EU-Entscheidung untergräbt damit die Glaubwürdigkeit der EU-Naturschutzvorschriften und bedroht die Erholung der Wolfsbestände in ganz Europa.
„Wölfe sind für gesunde Ökosysteme lebenswichtig. In der heutigen Abstimmung wurden sie als politisches Problem und nicht als ökologische Bereicherung betrachtet“, erklärt Ilaria Di Silvestre, Direktorin für Politik und Lobbyarbeit in Europa beim IFAW (International Fund for Animal Welfare). „Es gibt keine Daten, die ein niedrigeres Schutzniveau rechtfertigen. Die EU-Institutionen haben beschlossen, die Wissenschaft zu ignorieren. Entscheidungen, die auf der Grundlage politischer Interessen und nicht auf Basis von Fakten getroffen werden, bergen die Gefahr, dass jahrzehntelange Fortschritte im Naturschutz zunichte gemacht werden.“
„Dies ist ein trauriger Tag für die Artenvielfalt und die Wildtiere“, ergänzt Léa Badoz, Programmbeauftragte der Eurogroup for Animals. „Die EU war einst stolz darauf, beim Naturschutz führend zu sein. Jetzt sehen wir, wie lebenswichtige Arten wie der Wolf für kurzfristige politische Interessen geopfert werden, die niemandem nützen. Die Mitgliedsstaaten müssen sich jetzt entgegenstellen und das Richtige tun. Wölfe brauchen weiterhin einen starken Schutz, wenn wir es mit der Rettung der europäischen Natur ernst meinen.“
Dr. Joanna Swabe, Senior Director for Public Affairs bei Humane World for Animals, merkt an: „Die Entscheidung für die Herabsetzung des strengen Schutzstatus entbindet die Mitgliedstaaten nicht von ihrer Verantwortung, einen günstigen Erhaltungsstatus für Wölfe aufrechtzuerhalten. Das bedeutet, Investitionen in Lösungen, die die Koexistenz von Menschen und Wölfen erleichtern und fördern, sind weiterhin notwendig.“
Besorgniserregend ist die Bewertung als Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit: Das Europäische Parlament wandte ein Dringlichkeitsverfahren an, um den Vorschlag durchzudrücken und das normale Gesetzgebungsverfahren zur Erörterung von Kommissionsvorschlägen zu umgehen. Dieser Trend, die Aufweichung von Naturschutzgesetzen zu beschleunigen, schränkt die demokratische Debatte ein und bedroht die Zukunft des Umweltschutzes in Europa. Erst im März 2025 schlug die Europäische Kommission vor, den Schutz des Wolfes im Rahmen der EU-Habitatrichtlinie zu ändern. Zuvor hatte die Berner Konvention im Dezember 2024 dem Antrag auf Herabstufung des Schutzes der Art stattgegeben. Der EU-Rat billigte den Vorschlag vor einigen Wochen.
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