Sharon Livermore
Fünf große Gefahren für das Leben in den Weltmeeren
Fünf große Gefahren für das Leben in den Weltmeeren
Als ich das letzte Mal am Strand die Meeresluft genoss und das Wasser an meinen Füßen spürte, lag Covid-19 noch in weiter Ferne. Hätte ich damals gewusst, dass ich dem Meer erst in einigen Monaten wieder so nah sein kann, wäre ich etwas länger geblieben, um die grandiose Weite des Ozeans zu genießen – und darüber nachzudenken, wie wichtig die Meere für das Leben auf der Erde sind.
Wir sind dafür verantwortlich, die Lebensräume in den Meeren zu erhalten. Die Erde ist heute zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt, und es ist wichtiger denn je, die Weltmeere und die darin lebenden Pflanzen und Tiere zu schützen.
Der diesjährige Welttag der Ozeane (World Ocean Day) wird in die Geschichte eingehen, denn es wird – anders als seit der Einführung dieses Gedenktags im Jahr 2008 üblich – keine öffentlichen Veranstaltungen anlässlich der Schönheit oder Bedrohung unseres blauen Planeten geben.
Dennoch sind die internationalen Staats- und Regierungschefs dazu aufgefordert, bis 2030 knapp 30 Prozent der Hohen See unter Schutz zu stellen. Diese Meeresschutzgebiete sollen dabei helfen, das durch verschiedene Gefahren bedrohte größte Ökosystem der Erde für künftige Generationen zu erhalten. Der IFAW arbeitet dazu an Lösungen für folgende Probleme:
1. Lärmbelastung
Diese Form der Umweltverschmutzung ist unsichtbar, aber für Wale und Delfine, die mit Hilfe von Lauten jagen und kommunizieren, ist der durch die Schifffahrt, durch reflexionsseismische Untersuchungen der Öl- und Gasindustrie und durch militärische Sonaranlagen verursache Lärm enorm störend (Englisch), manchmal sogar tödlich. Dieser Lärm hindert sie daran, Nahrung oder einen Partner zu finden und Feinde zu entdecken, was letztlich ihr Überleben bedroht.
2. Kollision mit Schiffen
Wale sind richtig groß, aber nicht groß genug, um die Kollision mit einem riesigen Containerschiff zu überleben. Mit dem wachsenden Schiffsverkehr auf den Weltmeeren steigt auch die Zahl solcher Kollisionen, bei denen Wale oft schwere Verletzungen erleiden, die einen langsamen und schmerzhaften Tod verursachen. Der IFAW arbeitet auf politischer Ebene und mit der Schifffahrtsindustrie an der Lösung dieses Problems, damit Schiffe wichtige Lebensräume der Wale meiden und langsamer fahren.
3. Klimawandel
Der globale Temperaturanstieg wirkt sich bereits heute stark auf die Weltmeere aus. Korallenriffe reagieren extrem empfindlich auf höhere Wassertemperaturen. Sie bleichen aus und sterben schließlich ab. Schätzungen zufolge sind 75 Prozent der Riffe weltweit bedroht. Die durch höhere CO2-Konzentration in der Luft verursachte Übersäuerung der Meere schädigt die Schalen etwa von Austern, Garnelen und Hummern und hat andere weitreichende Auswirkungen auf Meereslebewesen.
4. Verstrickung in Fischernetze und treibende Leinen
Wale, Delfine, Robben, Schildkröten und Seevögel verfangen sich oft in Netzen und Leinen, die für den kommerziellen Fischfang genutzt werden. Immer wieder wird von Walen berichtet, die auf den jährlichen Wanderungen zu ihren Nahrungsgründen über Tausende von Seemeilen Hummerfallen mit sich schleppen. Diese zusätzliche Belastung kann zum Tod durch Entkräftung führen.
5. Plastik und anderer Müll
Etwa acht Millionen Tonnen Plastik landen jährlich in den Weltmeeren. Flaschen, Einkaufstaschen und Verpackung gefährden Meerestiere oder zerfallen in winzige Stücke, die verschluckt werden und giftige Chemikalien freisetzen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass über 90 Prozent der Seevögel Plastikstücke im Magen haben.
Die gute Nachricht ist, dass wir etwas gegen diese Gefahren tun können.
Unsere politische Arbeit zur Durchsetzung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf See wird dazu beitragen, den Unterwasserlärm, die Gefahr von Kollisionen mit Walen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und so den Klimawandel eindämmen.
Durch die Umstellung auf leinenlose Fischereiausrüstung kann das Risiko einer Verstrickung in Reusenleinen für Meeressäuger deutlich gesenkt werden. Für solche und andere Schutzmaßnahmen setzt sich der IFAW im Verbreitungsgebiet des Atlantischen Nordkaper in kanadischen und US-amerikanischen Gewässern ein. In Europa kämpfen wir auf politischem Parkett für eine deutliche Reduzierung von Beifang in der Hochseefischerei.
Um das Problem des Plastikmülls in den Weltmeeren zu lösen, müssen wir als Verbraucher unser Konsumverhalten ändern und die Produzenten zur Änderung ihrer Herstellungsverfahren bewegen.
Wenn wir aktiv werden und schnell handeln, können wir etwas bewirken.
– Sharon Livermore, Programmleiterin für Meeresschutz beim IFAW
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