Rettung des Nordatlantischen Glattwals
Der qualvolle Tod der Nordatlantischen GlattwalePopulationszahl des Nordatlantischen Glattwals stagniert auf gefährlich niedrigem Niveau
Populationszahl des Nordatlantischen Glattwals stagniert auf gefährlich niedrigem Niveau

Hamburg, 22. Oktober 2025 – Die gestern veröffentlichte Bestandsschätzung des US-amerikanischen North Atlantic Right Whale Consortium zeigt: Der Nordatlantische Glattwal bleibt eine der am stärksten bedrohten Tierarten weltweit. Die Populationsschätzung für 2024 beträgt 384 (+10/-9), einschließlich 11 Kälbern aus dem Jahr 2024. Dies entspricht einem geringen Anstieg von 2,1 % gegenüber der neu berechneten Schätzung für 2023 von 376. Damit ist weiterhin keine Trendwende in Sicht: Der Nordatlantische Glattwal droht weiterhin auszusterben und ist auf konsequenten Schutz angewiesen.
„Es ist wichtig, dass die Population das vierte Jahr in Folge nicht zurückgegangen ist. Doch das reicht nicht: Wir müssen mehr tun, um diese Art zu retten“, sagt Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter des International Fund for Animal Welfare (IFAW) in Deutschland. „Die Kalbungsraten bleiben zu niedrig für eine Erholung der Population. Wenn die Bedrohungen anhalten, ist das Überleben dieser Art unmittelbar gefährdet. Ursächlich dafür sind menschliche Einflüsse. Die Verantwortung zur Rettung des Nordatlantischen Glattwals liegt daher auch bei uns Menschen.“
Nordatlantische Glattwale stehen auf der Roten Liste der IUCN und zählen zu den am stärksten bedrohten Arten. Sie sind vor allem durch unmittelbare, vom Menschen verursachte Bedrohungen wie Unterwasserlärm, Schiffskollisionen oder das Verheddern in Fanggeräten gefährdet. Neben schweren oder tödlichen Verletzungen mindern diese Faktoren die allgemeine Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere. Darüber hinaus wirkt sich auch der Klimawandel langfristig auf die Population aus.
Bestehende technische Lösungen, wie etwa die Push-AIS-Überwachung, die Seeleute auf die Anwesenheit von Walen aufmerksam macht und dazu führt, dass Schiffe in bestimmten Gebieten langsamer fahren, sind wichtig, doch sie reichen nicht aus. Nur strengere Regularien für niedrigere Schiffsgeschwindigkeiten und für in der Fischerei eingesetzte Fanggeräte können die Art langfristig retten.
Hintergrundinformationen:
- Schiffskollisionen und das Verheddern in Fanggeräten sind nach wie vor die Hauptursachen für Tod und Verletzungen von Glattwalen.
- Im Herbst 2022 schlug die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Änderungen der Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe vor, um die Zahl der Todesfälle und schweren Verletzungen von Glattwalen durch Schiffskollisionen weiter zu verringern. Diese Änderungen werden derzeit noch unter erheblichem Widerstand von Berufs- und Freizeitschiffern geprüft, sind aber für das Überleben des Nordatlantischen Glattwals notwendig (weiterführende Informationen).
- Der IFAW und andere Interessengruppen arbeiten gemeinsam mit Fischereigemeinschaften und Schiffern an pragmatischen Lösungen, um den Bedürfnissen der Wale und einem gesunden Ökosystem im Meer gerecht zu werden. Der IFAW entwickelt Methoden zur Rettung verletzter und verhedderter Wale auf See (weiterführende Informationen). Dieses ist das einzige Projekt an der Ostküste der USA, das über die Ausrüstung und das erfahrene Personal verfügt, um Glattwalen Medikamente zu verabreichen, zum Beispiel zur Bekämpfung von durch schwere Verletzungen verursachten Infektionen oder zur Beruhigung bei der Befreiung aus Fanggeräten.
- Darüber hinaus können die Expert:innen des IFAW durch die Sektion gestrandeter Glattwale die Todesursache feststellen (weiterführende Informationen) und den Gesundheitszustand der Wale beurteilen (weiterführende Informationen). Diese Erkenntnisse werden verwendet, um die Wirksamkeit bestehender Schutzmaßnahmen zu bewerten und Informationen für künftige Maßnahmen zu liefern, die für die Erholung der Population erforderlich sind.
- Kürzlich hat die NOAA ihr neues Analysetool in Betrieb genommen, das hilft zu verstehen, wie sich die Population der Glattwale in 100 Jahren verändern wird, wenn die Bedrohungen gemildert werden. Das Ergebnis zeigt deutlich, dass es für die Population noch nicht zu spät ist, wenn jetzt Maßnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen des Menschen auf diese gefährdete Art zu verringern.
Fotos, Videos und Bildunterschriften finden Sie hier: https://spaces.hightail.com/space/vOq5I6jzwI
Für weitere Informationen oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
e: rheinetsberger@ifaw.org
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