Widerstand gegen kommerziellen Walfang - weltweit
Wir ändern die globale Denkweise und schützen die Wale für die ZukunftHamburg, 20. Juni 2023 - Einen Tag vor dem Beginn der neuen Walfangsaison kündigte die isländische Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir an, die Jagd auf Finnwale in Island bis zum 31. August auszusetzen. Hintergrund der Entscheidung ist eine im Mai veröffentlichte Studie der isländischen Veterinärbehörde MAST, welche die Grausamkeit des Walfangs belegte. Der von der Tierschutzbehörde zurate gezogene Fachrat für Tierwohl kam jetzt zu dem Schluss, dass die von Walfängern angewendete Jagdmethode nicht mit dem isländischen Tierschutzgesetz vereinbar ist.
„Das ist der Todesstoß für den kommerziellen Walfang auf Island und ein Schlüsselmoment für den Schutz der Wale“ sagt Patrick Ramage, Programmdirektor für Meeresschutz des IFAW. „Damit ist die Walfangsaison für die Walfänger beendet, noch bevor eines ihrer Schiffe überhaupt den Hafen verlassen hat. Für diese Entscheidung und den mutigen Schritt sprechen wir der isländischen Regierung sowie der isländischen Fischereiministerin unsere Anerkennung aus."
Eine erst im Mai veröffentlichte Studie der isländischen Regierung belegte, dass über 40% der Wale, die während der letztjährigen Walfangsaison getötet wurden, einen langsamen und schmerzhaften Tod erlitten. Es war das erste Mal in der Geschichte des isländischen Walfangs, dass eine isländische Behörde offiziell das Leiden der Tiere im Walfang untersucht.
Dem Bericht zufolge kann es bis zu zwei Stunden dauern, bis ein gejagter Wal stirbt. Nach einer weiteren Analyse des Videomaterials kam die Behörde zu dem Schluss, dass ein schneller Tod während des Walfangs nicht garantiert werden kann. Anders als von Walfängern behauptet, sterben die harpunierten Wale einen langsamen und schmerzhaften Tod.
„Jeder weiß, dass der Walfang grausam ist“, sagt Ramage. „Der IFAW hat immer bekräftigt, dass es schlichtweg keine humane Art und Weise gibt, einen Wal zu töten. Wir begrüßen, dass die isländische Tierschutzbehörde jetzt zu dem Schluss gekommen ist, dass es nicht möglich ist, einen Wal zu jagen, ohne ihn enormem Stress auszusetzen oder gesichert festzustellen, ob der Wal ein säugendes Muttertier ist – beides wichtige Anforderungen des isländischen Tierschutzgesetzes.“
Von den in der isländischen Finnwalfangsaison 2022 getöteten 148 Walen waren 73% weiblich, 11 davon waren trächtig und einer säugte.
Die derzeitige Walfangquote läuft Ende 2023 aus, eine neue 5-Jahres-Quote muss dann vom Fischereiminister genehmigt werden. Die Schlussfolgerungen des Fachrats für Tierwohl in Verbindung mit der aktuellen Unterbrechung des Walfangs können das Aus des isländischen Walfangs bedeuten.
Der IFAW lehnt kommerziellen Walfang ab. Er ist grausam und unnötig. Es gibt keine humane Art, einen Wal zu töten. Als rentable und nachhaltige Alternative setzt sich der IFAW für eine verantwortungsvolle Form der Walbeobachtung ein, da diese besser für Wale und Bewohner:innen der Küstengemeinden ist.
Hintergrundinformation
Seit Inkrafttreten des Walfangmoratoriums 1986 wurden mehr als 1.900 Finn- und Zwergwale von isländischen Walfängern getötet. Die Walfänger von Hvalur Hf nahmen 2009 den kommerziellen Walfang auf Finnwale wieder auf und haben seither 993 Tiere erlegt. Derzeit hat Island eine selbst auferlegte Walfangquote, die Ende 2023 ausläuft, danach müsste die Fischereiministerin eine neue Fünfjahresquote genehmigen.
Eine weitere Verlängerung der fünfjährigen Walfangquoten könnten die internationalen Beziehungen Islands weiter belasten, auch zu den USA, die seit 2014 wegen des kommerziellen Walfangs und des internationalen Walfleischhandels diplomatische Sanktionen (sogenannte Pelly Amendment Sanctions) gegen Island verhängt haben.
Finnwale sind die zweitgrößten Säugetiere der Erde und werden in der Größe nur durch den Blauwal übertroffen. Sie werden durchschnittlich 20 Meter lang mit einem Gewicht von 38 bis 50 und sind schnelle Schwimmer. Weltweit wird die Art auf der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN als gefährdet eingestuft.
Für weitere Informationen oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
e: rheinetsberger@ifaw.org
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