Neue Studie zum internationalen Haifischhandel
Neue Studie zum internationalen Haifischhandel
15 Juli 2024
Hamburg, 15. Juli 2024 – Eine aktuelle Studie des IFAW (International Fund for Animal Welfare) zeigt, dass Länder in Lateinamerika und der Karibik viel Haifischfleisch aus Asien importieren und gleichzeitig wichtige Lieferanten von Haifischflossen für asiatische Märkte sind. Die Analyse von Zollhandelsdaten verdeutlicht, dass die Regierungen dieser Länder den Haifischhandel besser kontrollieren und den illegalen Handel bekämpfen müssen. Bereits jetzt sind zwei Drittel der Haiarten, die weltweit gehandelt werden, vom Aussterben bedroht.
Der Bericht „Meat on the menu and fins for exports: Latin America's shark trade with Asia“ (Lateinamerikas Haifischhandel mit Asien) untersucht die Haifischhandelsdaten von 2003 bis 2020 aus der Sonderverwaltungsregion Hongkong, Singapur und der Provinz Taiwan. Er zeigt, dass lateinamerikanische und karibische Länder auf verschiedene Weise am weltweiten Haifischhandel beteiligt sind: Sie liefern Haifischflossen an asiatische Märkte, importieren Haifischfleisch für den eigenen Verbrauch, erleichtern die Durchfuhr von Exporten oder arbeiten mit internationalen Fischereiflotten zusammen.
„Die weltweite Nachfrage nach Haiprodukten ist in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen und hat viele Haie an den Rand der Ausrottung gebracht“, sagt Barbara Slee, Meeresschutzexpertin beim IFAW. „Haie sind wichtig für ein gesundes Meeresökosystem, aber sie sind durch Verlust ihres Lebensraums, Verschmutzung und Überfischung stark bedroht. Nur eine strenge Kontrolle des weltweiten Haihandels kann helfen, Haie besser zu schützen.“
Im untersuchten Zeitraum war die Region Lateinamerika und Karibik ein wichtiger Abnehmer von Haifischfleisch und erhielt 58% der gesamten Haifischfleischexporte aus der SVR Hongkong, Singapur und der Provinz Taiwan. Uruguay, Brasilien und Mexiko sind die wichtigsten Zielländer; auf diese drei Länder entfällt fast das gesamte Haifleisch, das nach Lateinamerika fließt.
Die Region Lateinamerika und Karibik ist auch eine ständige Quelle von Haifischflossenprodukten für die asiatischen Handelszentren. Zwischen 2003 und 2020 wurden insgesamt 188.369 Tonnen Haifischflossenprodukte in die asiatischen Handelszentren importiert, von denen etwa 30.000 Tonnen (16%) aus Lateinamerika und der Karibik kamen. Costa Rica war der größte Lieferant, gefolgt von Peru, Uruguay und Mexiko.
Die IFAW-Analyse zeigt auch alarmierende Unterschiede in den Handelsdaten. So waren etwa die Importe von Haiprodukten aus Peru nach Hongkong mehr als hundert Mal so hoch wie die von Peru gemeldeten Exporte.
„Angesichts der globalen Dimension des Haifischhandels und einer Vielzahl von Handelspartnern müssen die Staaten proaktiv zusammenarbeiten, um Daten auszutauschen, Berichtsformate zu standardisieren und die Qualität der Daten zu verbessern“, sagt Stan Shea von der BLOOM Association und Mitautorin der Studie.
Auf der 19. CITES-Konferenz im November 2022 beschlossen die Mitgliedsstaaten, 97 weitere Hai- und Rochenarten in Anhang II aufzunehmen. Dieser listet Arten, die potenziell vom Aussterben bedroht sind und deren Handel kontrolliert wird. Damit werden etwa 90 Prozent des weltweiten Handels mit Haiflossen von CITES kontrolliert.
Der IFAW fordert die Regierungen der lateinamerikanischen und karibischen Länder auf, diese Regeln ernst zu nehmen und die Kontrolle des Haifischhandels zu verstärken. Dies soll durch bessere Datenerfassung und -analyse, stärkere Zusammenarbeit der Handelspartner und entschiedene Bekämpfung des illegalen Handels geschehen.
Der Bericht wird zu Beginn der einer wichtigen CITES-Tagung vom 12. bis 19. Juli 2024 in Genf veröffentlicht, bei der mehrere Länder ihre Bedenken über die grundsätzliche Nachhaltigkeit des Haifischhandels äußern werden. Bereits im November 2023 wurde Ecuador von CITES für sein Versagen bei der Kontrolle des Haifischhandels bestraft.
Anmerkungen
Der IFAW unterstützt Regierungen auf Anfrage bei der Umsetzung der CITES-Bestimmungen und bei der Durchsetzung der Vorschriften:
- Im September 2023 organisierte der IFAW in Panama einen CITES-Workshop für die Regierung, um herauszufinden, für welche Haiarten der Handel eingeschränkt werden muss, um sicherzustellen, dass der fortgesetzte Handel keine nachteiligen Auswirkungen auf die Haipopulationen hat.
- Im Dezember 2023 organisierte der IFAW einen Workshop zur Identifizierung von Haifischflossen für die kolumbianischen Vollzugsbehörden, um die nationalen Kapazitäten für die Identifizierung beschlagnahmter Haifischflossen auszubauen und das Verständnis für das Ausmaß, die Hauptakteure, die Routen und die Muster im Kampf gegen den illegalen Handel mit Haien zu verbessern.
Dieser Bericht ist der dritte in einer Reihe von Berichten über den weltweiten Haifischhandel. Die vorherigen Berichte sind:
- Supply and demand: the EU's role in the global shark trade (März 2022) - Die Bloom Association Hongkong hat in Zusammenarbeit mit dem IFAW eine umfassende Analyse der offiziellen Rohzolldaten der Sonderverwaltungsregion Hongkong, Singapur und der chinesischen Provinz Taiwan durchgeführt und die Ergebnisse in dem Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die EU eine der wichtigsten Quellen für Haiflossenprodukte für diese asiatischen Märkte ist.
- Shark safeguards: Elevating EU controls on shark trade (September 2023), die mehr Einblicke in die legalen und illegalen Handelsströme gibt, indem sie sowohl die von der EU gemeldeten legalen Handelsdaten, die die Ein- und Ausfuhren der 27 EU-Mitgliedstaaten in alle Länder weltweit umfassen, als auch die von den Mitgliedstaaten registrierten illegalen Handelsdaten untersucht. Die Studie veranschaulicht den wirtschaftlichen Wert des Handels und die vorherrschenden Handelsströme, indem sie die wichtigsten Lieferanten und Exportziele identifiziert.
Eine Zusammenfassung der Studie steht hier zum Download bereit, die vollumfängliche Studie hier: "Meat on the menu and fins for exports: Latin America’s shark trade with Asia".
Für weitere Informationen oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
e: rheinetsberger@ifaw.org
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