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Soforthilfe für Tierrettung bei Bränden in Griechenland
WeiterlesenTiktoks von witzigen Gesprächen mit Papageien oder süße Interaktionen mit Affen, die als Haustiere gehalten werden tauchen in letzter Zeit immer wieder auf meiner Fyp auf. Jedes Mal ist es süß und unterhaltsam.
Wann sich diese Videos in meinen Algorithmus geschlichen haben, ist mir jedoch nicht aufgefallen. Und so dauert es kurz, bis ich mir während des gedankenlosen Scrollens die Frage stelle, woher diese Wildtiere kommen und warum sie jetzt in Videos unkritisiert als Haustiere gefeiert werden. Tierschutz ist für mich seit meiner Kindheit ein Herzensthema, weshalb mich meine eigene erst unkritische Sichtweise etwas unwohl fühlen lässt.
Denn Graupapageien beispielsweise gelten als streng geschützt und Nachzuchten dürfen nur unter strengen Auflagen gehandelt werden, um nur eine der betroffenen Tierarten zu nennen. Wildfänge unterliegen einem generellen Handelsverbot, dennoch werden immer wieder in der Wildnis gefangene Graupapageien nach Deutschland geschmuggelt.
Als Einzelperson fühlt man sich teils ohnmächtig und unsicher, wie dagegen vorgegangen werden kann. Darum ist für mich die Arbeit von NGOs, gerade im Tierschutzbereich von besonderem Interesse. So besteht die Hoffnung, selbst etwas gegen das Leiden der Tiere tun zu können und gleichzeitig ein Verständnis für Handlungsmöglichkeiten als Einzelperson zu entwickeln.
Der IFAW ist seit 1969 als Tier- und Artenschutzorganisation weltweit in über 40 Ländern u.a. in der Wildtierrettung, dem Kampf gegen Wildtierkriminalität und dem Meeresschutz aktiv. So hat der IFAW auf meiner Suche nach einer Praktikumsstelle in einer Tierschutzorganisation im Zuge meines Politikstudiums schnell mein Interesse geweckt und bereits während des Bewerbungsgesprächs für ein Praktikum im Campaigns-Bereich hat sich mein gutes Gefühl bestätigt.
Kurze Zeit später ging es dann für mich nach Hamburg, um den IFAW für drei Monate zu unterstützen sowie die Arbeitsweise der NGO kennenzulernen. Bereits zu Beginn wurde ich von meinem Anleiter Andreas Dinkelmeyer nach meinen Wunschthemen gefragt, die während des Praktikums eine Rolle spielen sollten. Neben der aktuellen Projektarbeit im Campaigns-Bereich wollte ich besonders die Recherchearbeit näher kennenlernen sowie in anderen Bereichen wie Fundraising, Digital und Communications Einblicke gewinnen.
Mein erster Themenschwerpunkt beim IFAW war der Meeresschutz. Ein Feld, das für mich als Meeresfan so schön klingt, aber in Wirklichkeit voller Konflikte steckt. Besonders eindrücklich war die Auseinandersetzung mit dem wieder erlaubten kommerziellen Walfang in Island. Dass im Jahr 2025 immer noch Wale gejagt werden dürfen, wirkt wie ein Rückschritt in eine Zeit, die längst vorbei sein sollte und doch ist es Realität. Im Rahmen der BeOcean-Kampagne, die unter anderem von Bill und Tom Kaulitz unterstützt wird, habe ich an Recherchen mitgewirkt und die Petition gegen den isländischen Walfang begleitet. Dass sich in meiner letzten Praktikumswoche spontan doch noch ein Termin zur Übergabe an die isländische Botschaft ergab war ein echtes Highlight und Ergebnis hartnäckiger Arbeit von Andreas.
Auch das Thema Unterwasserlärm durch die Schifffahrt haben wir intensiv behandelt. Um mögliche Wege zur Reduktion des Unterwasserlärms zu finden, organisiert der IFAW zusammen mit OceanCare für die Schifffahrtsbehörde Kleingruppentreffen mit Häfen und anderen Interessensgruppen aus der Schifffahrt, in denen mögliche Hafenanreizsysteme besprochen werden. Für ein Diskussionspapier übernahm ich einen Teil der Recherche und Gestaltung. Die Arbeit daran war fordernd, aber spannend und in den Meetings, in denen wir die Ergebnisse zusammentrugen, wurde deutlich: Es braucht verbindliche Maßnahmen, damit das Leben im Ozean besser geschützt ist. Programme wie Blue Speeds und die High Ambition Coalition for a Quiet Ocean setzen genau dort an. So fordert Blue Speeds, die weltweite Schiffsgeschwindigkeit um zehn Prozent zu senken, um die Lärmbelastung für Meeressäuger um etwa 40 Prozent zu reduzieren.
Besonders lebendig wurde das Thema für mich bei der Vorbereitung einer Silent Disco mit Walgesängen während der UN Ocean Conference. Zwischen Soundcheck und Songauswahl wurde klar: selbst „leichte“ Formate können sensibilisieren, wenn sie klug eingesetzt werden.
In der zweiten Hälfte meines Praktikums drehte sich alles um Wildtierkriminalität. Besonders schockierend war meine Recherche zu Online-Wildtierhandel. Ich stieß auf viele Verkaufsanzeigen von Graupapageien, die ohne Hinweise auf Herkunft oder erforderliches CITES-Zertifikat hochgeladen wurden. Noch verstörender waren Fotos von viel zu jungen, völlig zerrupften Baby-Papageien, die offensichtlich nicht artgerecht gehalten wurden. Diese Tiere gehören in die Freiheit, statt in Wohnzimmer oder auf TikTok. Dass ich solche Anzeigen live fand, machte das Thema noch greifbarer. Es war keine Theorie mehr, sondern grausame Realität und das direkt vor unseren Augen, auf öffentlichen Plattformen.
Der IFAW plant derzeit eine Kampagne, die genau hier ansetzt: im digitalen Raum. Mit dem neuen Status als Trusted Flagger kann der IFAW illegale Anzeigen auf Plattformen wie Kleinanzeigen oder Quoka melden. Diese müssen dann priorisiert überprüft werden. Während meiner Zeit half ich bei der Kategorisierung und Recherche solcher Anzeigen. Während Kleinanzeigen inzwischen effektiv gegen Wildtierhandel vorgeht, sind auf Quoka weiterhin zahlreiche problematische Angebote zu finden, trotz ihrer Mitgliedschaft in der Globalen Koalition zur Beendigung des illegalen Wildtierhandels im Internet des IFAW, WWF und TRAFFIC. Im direkten Austausch mit Plattformen wie Quoka weisen wir auf Lücken in ihren Systemen hin und helfen sie zu beseitigen. Diese langwierigen Prozessen können frustrierend sein, umso motivierender ist es aber, Fortschritte und Verbesserungsbereitschaft zu sehen.
Durch den engen Austausch mit Robert Kless und Bianca Becherer lernte ich, wie differenziert und vielschichtig das Thema ist. Es geht nicht nur um das Posten oder Löschen von Anzeigen, sondern um Kommunikation mit Plattformen, Beratung zu Filtermechanismen, und um politische und gesellschaftliche Aufklärung. Es war belastend, aber auch unglaublich motivierend, hier mitzuwirken.
Blick hinter die Kulissen des IFAW
Auch in andere Bereiche des IFAW konnte ich Einblicke gewinnen. Im Fundraising-Bereich recherchierte ich Stiftungen, die Projekte des IFAW unterstützen könnten. Im Digital-Team beschäftigte ich mich zusammen mit Simone Dröge mit Zielgruppenansprache, Content-Strategien und redaktioneller Planung. Bei der Entwicklung eines Launch-Konzepts zur Whale Alert App in Europa half ich bei der Recherche potenzieller Partner wie Häfen, Yachtvereine oder Charterunternehmen.
Gemeinsam stark für Tiere: Was ich vom IFAW mitnehme
Meine Erfahrungen beim IFAW lassen sich schwer in wenigen Sätzen zusammenfassen. Zu vielfältig, zu international, zu vernetzt ist die Arbeit dort. Doch genau das hat mich begeistert. Die Menschen beim IFAW arbeitet daran, eine Welt zu schaffen, in der Tiere und Menschen gemeinsam rücksichtsvoll, gleichwertig und im Einklang leben können. Denn diese Welt gehört nicht mehr uns als ihnen. Und sie zeigen, dass auch kleine Schritte, wie eine Petition, eine Meldung oder ein Post, viel bewirken können. Wenn ihr also das nächste Mal ein Tier-Video seht, das euch süß erscheint, fragt euch: Gehört dieses Tier wirklich dorthin? Wenn nicht, ist der IFAW immer ein guter Ansprechpartner😊.
Mit großer Unterstützung können wir Großes leisten. Bitte spenden Sie, um Tieren zu helfen.
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