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Der Schutz von Hunden darf nicht an Entfernungen scheiternEin turbulentes Jahr bei der IFAW Tierarztpraxis in Berlin
Ein turbulentes Jahr bei der IFAW Tierarztpraxis in Berlin
Auch in diesem Jahr war in unserer Tierarztpraxis bei der Berliner Tiertafel e. V. wieder viel los. Tierärztin Janine Bräuer führte an 21 Praxisnachmittagen 896 Behandlungen durch, das heißt etwa 42 pro Tag.
Bisher kümmerte sie sich alle zwei Wochen am Samstagnachmittag um die Vierbeiner der Menschen, die sich schon längere Zeit regelmäßig bei der Tafel Futterspenden abholen. Es sind diejenigen, die am Reichtum in unserem Land nicht teilhaben, sondern durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eine schmale Rente in die Armut gelangt sind. Am klassischen sozialen Leben können die meisten nicht mehr teilnehmen – zu teuer! Auch leiden viele unter ihrer sozialen Situation, fühlen sich ausgegrenzt und isoliert. Für viele ist ihr Haustier der einzige Halt im Leben und wichtiger Sozialpartner, besonders Hunde bringen ihre Halter auch in Kontakt mit anderen.
Mit Futter allein ist es aber nicht getan. Wenn die Tiere krank sind, ist die Not groß, denn einen Tierarzt kann man sich von Hartz-IV nicht leisten. Deshalb engagierte der IFAW vor einigen Jahren eine Tierärztin, die an den Öffnungstagen der Tiertafel-Ausgabestelle im Berliner Bezirk Treptow die medizinische Versorgung übernimmt. Sie versorgt Notfälle, chronische Erkrankungen, operiert und impft. Sie nimmt sich aber auch die Zeit, mit den Tierhaltern über den richtigen Umgang mit ihren Lieblingen zu sprechen, denn häufig können Erkrankungen auch vermieden werden. Immer wieder erzählen die Tierbesitzer, dass ihre Tiere vorher lange krank waren und gelitten haben und dass erst die „Frau Doktor“ des IFAW helfen konnte.
Ein solcher Fall war kürzlich „Spongebob“. Sein Herrchen Michael hatte den heute 7-jährigen Mischlingsrüden vor fünf Jahren aus schlechter Haltung gerettet und bei sich aufgenommen. Schon eine ganze Weile lahmte der Hund und hatte furchtbare Schmerzen, aber Michael konnte sich eine reguläre Behandlung einfach nicht leisten. Zum Glück konnte er als Tiertafel-Klient in die IFAW Sprechstunde gehen.
Wie sich herausstellte, kamen Spongebobs Beschwerden von einem verschleppten Kreuzbandriss, der nie entdeckt oder behandelt wurde. Die IFAW Tierärztin und ein Chirurg entschieden sich für eine aufwändige Operation, da nur sie sicherstellen konnte, dass Spongebob anschließend wieder schmerzfrei würde laufen können. Die OP verlief ohne Komplikationen und dank der fürsorglichen Pflege seines Herrchens konnte der Rüde schon 12 Tage nach der OP besser laufen als in den ganzen Monaten davor. Nun muss er langsam trainiert werden und wird zwei bis vier Monate nach dem Eingriff wieder ganz normal laufen können.
Immer wieder muss die Tierärztin auch schwierige Entscheidungen treffen: Ist zum Beispiel einem sehr alten Tier noch eine Operation zuzumuten? Susanne ist schon seit vielen Jahren mit ihren beiden Hunden Mutsel und Kessy bei Janine in Behandlung. Für die junge Frau sind ihre Tiere besonders wichtig, denn sie leidet an einer psychischen Erkrankung und findet Trost und Halt bei ihren treuen Gefährten. Nun war Mutsel schon fast 14 Jahre alt, als ein anderer Hund ihn in den Kopf biss und den Sehnerv so stark verletzte, dass Mutsel erblindete.
Nur eine OP konnte den Hund vor dem sicheren Tod retten, allerdings ist eine OP bei einem so alten Hund ein großes Risiko. Aber Susanne wollte alles versuchen, um ihren Weggefährten zu retten. Also entschied sich unsere Tierärztin, die OP zu wagen. Alles lief gut und auch die Wunde verheilte problemlos – ein Wunder eigentlich. Mutsel lebte noch ein glückliches Jahr bei Susanne und seiner Hundefreundin Kessy – bis er an Altersschwäche starb.
Ab Januar 2017 öffnet die Berliner Tiertafel e. V. nur noch einmal im Monat ihre Ausgabestelle – die ehrenamtlichen Mitarbeiter arbeiten am Rande des Machbaren und brauchen auch mehr Zeit, um für die Tiertafel zu werben und Spenden zu sammeln. Entsprechend findet auch unsere Sprechstunde nur noch einmal im Monat statt. Notfälle wird unsere Tierärztin in ihrer eigenen Praxis versorgen, so dass keine Gefahr droht, dass Patienten zu lange bis zum nächsten Termin warten müssen.
Das Berliner Tierarztprojekt des IFAW zeigt die Grundhaltung unserer Organisation: Wir wollen eine Welt schaffen, in der Tiere respektiert und geschützt werden – und das bedeutet oft auch, den Menschen zu helfen.
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