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WeiterlesenGespräch mit Edelgard Herfort, 29. September 2020
Edelgard Lenore Herfort wurde 1937 geboren, mitten in einer Zeit, in der in Deutschland die Nationalsozialisten eine Schreckensherrschaft ausübten. Ihre Mutter, Minna Rattay, eine Arbeiterin aus einfachen Verhältnissen, widersetzte sich schon 1933 der nationalsozialistischen Diktatur. Als Widerstandskämpferin wurde sie – mit wenigen Unterbrechungen – seit 1933 inhaftiert und wurde im Winter 1943 in Auschwitz umgebracht. Minna Rattays Ehemann, als Kommunist inhaftiert, überlebte die langen Jahre der Haft in verschiedenen Konzentrationslagern und als Zwangsarbeiter zwar, starb aber dann an den Folgen der Entbehrungen kurz nach der Befreiung 1945. Er war als einziger von Minnas Töchtern nicht Edelgard Herforts leiblicher Vater. Dieser suchte aber vor einer politisch Verfolgten mit bereits drei kleinen Kindern das Weite und zeigte sich nur sporadisch verantwortlich für seine Tochter, in dem er gelegentlich Geld an die Pflegeeltern überwies, sich sonst aber nicht als Vater einbrachte.
Alle ihre fünf Töchter, darunter das zweitjüngste Kind Edelgard – wurden Minna Rattay weggenommen und in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht. Edelgard Herfort erfuhr erst mit 15 Jahren, dass ihre Pflegemutter – der Pflegevater war im Krieg verschollen – nicht ihre leibliche Mutter war. Es dauerte Jahre, bis sich die Fäden der Vergangenheit entwirrten und Edelgard Herfort nicht nur ihre vier Schwestern fand, sondern auch ihren Frieden mit ihrem ungewöhnlichen und schweren Lebensweg schließen konnte.
Als sie als Dreijährige auf dem kleinen Bauernhof ihrer Pflegeeltern in Wremen ankam, fühlte sie sich in der Natur und mit den Tieren sogleich heimisch. Sie hatte schnell vergessen, dass sie ihrer leiblichen Mutter als Baby weggenommen worden war und verschiedene Heime und Pflegefamilien kennenlernte, bevor sie von ihren Pflegeeltern angenommen worden war; dennoch fühlte sie sich unter den Menschen und in dem Dorf immer irgendwie fremd. Nur die Tiere, mit denen sie auf dem Bauernhof Umgang hatte, gaben ihr von Anfang an ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit.
Sie sagte in unserem Gespräch: „Ich habe erkannt, dass meine Pflegeeltern mein Leben gerettet haben. Die Tiere haben meine Seele gerettet.“
Und so ist es bis heute geblieben. Edelgard Herfort fühlt sich Tieren sehr stark verbunden. Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Ihr Kater Sascha lief ihr während unseres Gespräches wie ein kleiner Hund hinterher. Frau Herfort war selbst lange Jahre begeisterte Hundebesitzerin und unterhielt eine Igelstation. Mit ihrer Hilfe wurden über die Jahre mehr als 1000 unterernährte und verletzte Igel gerettet.
Jahrelang beriet Frau Herfort neben ihrer Berufstätigkeit Menschen, die Igel gefunden hatten, die den Winter nicht überleben konnten. Über ihre Arbeit in ihrer Igelstation berichtete sie auf Einladung der Tierärztlichen Hochschule Hannover 1988 in einem Vortrag vor mehr als 150 Tierärzten und angehenden Tierärzten.
Diese Wertschätzung, die ihr bei dieser Gelegenheit entgegengebracht wurde, löste einen Knoten in Edelgard Herforts Leben. War sie vorher die eher schüchterne, zurückhaltende Frau, die sich nichts zutraute, erkannte sie in dem Moment, in dem sie sich überwand und öffentlich sprach, wo ihr Weg war. Sie erkannte, dass viel mehr in ihr steckte, als sie selbst für möglich gehalten hatte. Dieses neue Selbstbewusstsein führte dazu, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit intensiver auseinandersetzte und die Spuren ihrer Mutter aufspürte. Über das Leben ihrer Mutter und ihr eigenes schrieb sie das 2012 veröffentlichte Buch „Mutterland – Minna Rattay (1902 -1943) und ihre Töchter“.
2014 wurde ein Stolperstein als Gedenkstein für Minna Rattay und ihrem Mann in Bremerhaven vor ihrem ehemaligen Wohnhaus verlegt. Damit wird diesen Opfern des Nationalsozialismus gedacht.
Edelgard Herfort, die den IFAW seit 1987 unterstützt, nimmt besonderen Anteil an dem Schicksal der Elefantenwaisen. Hier liegt ihr besonders Nania in Burkina Faso am Herzen, die als einzige Elefantenwaisin aufwächst, mit dem Schaf Whisty Freundschaft geschlossen und sich zu einer sehr selbstbewussten und munteren Elefantendame entwickelt hat. Genau, wie es Frau Herfort gelungen ist, zu einem sehr späten Zeitpunkt in ihrem Leben ihre Schwestern zu finden, hofft Frau Herfort darauf, dass sich Nanias Ursprungsfamilie wiederfinden lässt und Nania zu ihr ausgewildert werden kann, wenn sie nicht mehr von Flaschennahrung abhängig ist.
Da Frau Herfort über ihr Leben hinaus für den Tierschutz wirken möchte, hat sie den IFAW neben den SOS Kinderdörfern in ihrem Testament bedacht.
Wir danken Frau Herfort für ihre großzügige Unterstützung über all die langen Jahre seit 1987 und für das Vertrauen, das sie dem IFAW und uns, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegenbringt.
Buch „Mutterland – Minna Rattay (1902 – 1943) und ihre Töchter: ISBN 978 – 3 – 86331 – 088 - 2
Hinweis zu dem Stolperstein Minna Rattays:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stolpersteine_Bremerhaven_%E2%80%93_Rattay,_Minna.JPG
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