Hilfsprojekt für verwaiste Elefanten – Simbabwe
Der Tod einer Elefantenmutter ist oft das Todesurteil für ihr KalbAm 2. Oktober 2019 erhielten wir einen Notruf von einem Reiseveranstalter im Mana Pools Nationalpark. Es ging um ein Elefantenkalb, das einsam und verloren neben seiner toten Mutter stand. Nachdem man uns Fotos vom Fundort übermittelt hatte, setzten wir die Rettungsmaschinerie in Gang. Wir gaben erforderliche Anweisungen, charterten ein Flugzeug, engagierten einen Tierarzt und riefen das Rettungsteam zusammen. Angesichts der bevorstehenden Dunkelheit und fehlender Versteckmöglichkeiten in der kargen Vegetation der Region war die junge Elefantenkuh in akuter Gefahr. Ein Team vor Ort schützte das Kalb vor Raubtieren, während wir uns auf den Weg machten.
Bei Rettungseinsätzen in Nationalparks müssen strenge Protokolle eingehalten werden, um die Sicherheit von Menschen und Tieren zu gewährleisten. Glücklicherweise konnte das Team vor Ort das Kalb in den gefährlichen Stunden der Nacht im Auge behalten, doch am Morgen hatte es die Seite seiner Mutter verlassen. Das IFAW/ZEN-Team und IFAW-CEO Azzedine Downes kamen mit dem Flugzeug an und machten sich sofort an die Arbeit. In einem Wettlauf gegen die Zeit fanden wir das Kalb, betäubten es und brachten es zum Flugzeug für den Transport zu unserem „Elefantenwaisenhaus“ in Simbabwe (ZEN).
Amiras erste Woche im Waisenhaus
Nach unserer Ankunft kümmerte sich unsere kleine Matriarchin Moyo sofort um Amira. Sie grummelte ihr etwas zu, berührte die junge Artgenossin mit dem Rüssel, beschnupperte und tröstete sie auf eine Weise, die wir Menschen nicht einmal annähernd verstehen. Amira war durch ihre Erlebnisse schwer traumatisiert – vor allem durch den Tod ihrer Mutter, aber auch durch die Rettungsaktion.
Nach meiner Erfahrung ist es absolut entscheidend, dass der emotionale Übergang in eine fremde Umgebung so reibungslos, ruhig und mitfühlend wie möglich erfolgt. Das geht weit über veterinärmedizinische Bedürfnisse, Verfahren und physischen Anforderungen hinaus. Elefantenkälber sind überaus sensible Tiere. Sie leiden sehr unter emotionalen Belastungen von innen und außen – ganz ab von den körperlichen Beschwerden. All diese Faktoren müssen besonnen und einfühlsam beachtet werden.
Unser Team ist sehr erfahren im Umgang mit Neuankömmlingen. Die sehr kleinen Kälber bauen schnell eine Beziehung zu den Pflegern auf, die Tag und Nacht in ihrer Nähe sind. Sie brauchen ständig körperlichen und emotionalen Kontakt, ruhige Ansprache und sanfte Berührungen.
Amira war bei ihrer Rettung etwa ein Jahr alt. Als etwas größeres Kalb ist sie für unser Team schwieriger im Umgang, und genau hier kommt Moyo ins Spiel. Verspürt Amira Angst, schaltet sie oft in den Kampfmodus und geht auf die Pfleger los. Das ist gefährlich, weil ganz leicht jemand schwer verletzt werden kann. Moyo zeigt den Kälbern, dass man vor uns keine Angst haben muss und stellt sich bei ärztlichen Untersuchungen oder der Fütterung oft zwischen die Menschen und das Kalb.
Der Weg zurück in die Wildnis
Amira hat ihren eigenen Kopf. So weigert sie sich beharrlich, aus der Milchflasche zu trinken! Bis heute trinkt sie nur aus einem Eimer. Sie liebt ihre Milch, die sie geräuschvoll durch den Rüssel aufsaugt. Ihr Appetit kennt keine Grenzen, und sie verschlingt Roggengras, Gemüse und die Früchte des Affenbrotbaums mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Auch ihren Stall betritt sie nicht auf üblichem Weg. Sie geht nur rückwärts hinein! Das beunruhigt uns nicht sonderlich. Wir behandeln sie mit Geduld und nehmen uns ein wenig mehr Zeit. Bevor sie rückwärts in ihren Stall zurückkehrt, geht sie abends oft kurz noch in einige der anderen Ställe, um Gras und anderes Futter zu stehlen!
Amira hat enge Beziehungen zu Moyo und Unity aufgebaut. Sie weicht ihnen nur selten von der Seite. Wenn sie tagsüber müde ist, legt sie sich bei Moyo hin und macht ein kleines Nickerchen, so wie es ein Kalb in freier Wildbahn tun würde.
Wir sind unglaublich stolz auf dieses Kalb, das sich zu einer wunderschönen jungen Elefantendame entwickelt hat ˗ mit den schönsten Augen und längsten Wimpern, die ich je gesehen habe. Nächstes Jahr wird sie zur nächsten Stufe ihres Auswilderungsprozesses ins Waldreservat Panda Masuie aufbrechen, der letzten Station ihrer Reise zurück in die Wildnis. Wir zeigen ihr nur den Weg.
-Roxy Danckwerts, Gründerin von Wild Is Life-ZEN
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