Das Problem
Die indische Tigerpopulation macht rund 70% der weltweiten Bestände von Tigern aus. Damit die majestätischen Raubkatzen auch in Zukunft überleben können, ist eines entscheidend: die Vernetzung ihrer Lebensräume. Vor allem in Zentralindien spielt diese Konnektivität eine Schlüsselrolle. Sie sorgt dafür, dass die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Tigerpopulationen erhalten bleibt. Das ist nicht nur wichtig für die Gesundheit der Tiere, sondern auch für ihr langfristiges Überleben. Nur wenn Tiger über bestehende Schutzgebiete hinaus wandern können, haben sie eine echte Chance, ihre Art zu bewahren.
Zentralindien umfasst die Bundesstaaten Madhya Pradesh, Maharashtra sowie Chhattisgarh und beherbergt rund 37% der indischen Tigerpopulation. Daher wurde Zentralindien als ein sehr wichtiges Gebiet für den Tigerschutz identifiziert. Die Region umfasst 14 Schutzgebiete, die sich über 152.000 km² erstrecken und sich durch eine vielfältige Flora und Fauna auszeichnen. Als Quellgebiet mehrerer wichtiger Flüsse versorgt die Region zudem Millionen von Menschen mit Wasser.
Dieser wichtige Lebensraum für Tiger ist jedoch stark bedroht. Die Landschaft Zentralindiens ist sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht vulnerabel: Die dort gelegenen Wälder beheimaten Wildtiere und dienen zugleich als Lebensgrundlage indigener Völker. Dazu kommt, dass unter ihnen wertvolle Kohle- und Mineralvorkommen liegen. Menschliche Aktivitäten in Form von Bergbau, Straßen- und Eisenbahnbau sowie der Bau von Stauseen haben in dieser Region bereits zu einer zunehmenden Fragmentierung des Lebensraums von Tigern und anderen Wildtieren geführt. Werden diese Aktivitäten ungebremst fortgesetzt, könnte dies zu einem erheblichen Rückgang der genetischen Vielfalt führen, möglicherweise bis zu 50%. Der Verlust der Konnektivität zwischen den Tigerpopulationen könnte für das langfristige Überleben der Tiger in der Region katastrophale Folgen haben.
Die Lösung
Das Central India Tiger Corridor Project ist eine Partnerschaft zwischen dem IFAW und dem Wildlife Trust of India (WTI), unterstützt von Re:wild. Dieses Projekt konzentriert sich darauf, die größten Bedrohungen für den Erhalt der Tigerpopulationen in Zentralindien zu bekämpfen. Im Mittelpunkt stehen die zentralen und nördlichen Teile dieser Landschaft.
Die Vidarbha-Tigerregion beheimatet mit den fünf Tigerreservaten Pench, Tadoba-Andhari, Melghat, Bor und Nawegaon-Nagzira rund 200 Tiger. Die nördliche Vindhayan-Region umfasst die Bandhavgarh-Sanjay-Tigerreservate, den Guru Ghasidas-Nationalpark und weitere Schutzgebiete, in denen rund 150 Tiger leben.
Seit fast einem Jahrzehnt arbeiten wir aktiv in den Tigerreservaten Nagzira-Nawegaon und Tadoba-Andhari sowie in der Tipeshwar Wildlife Sanctuary daran, Konflikte zwischen Menschen und Tigern zu minimieren und sicherere Korridore für Tiger und andere Wildtiere zu schaffen.
Um diese Ziele zu erreichen, konzentriert sich das Projekt auf fünf wichtige Maßnahmen:
- Mobilisierung und Unterstützung der Gemeinden: Durch die Einbindung und Stärkung der lokalen Gemeinden können wir ihnen helfen, ihre Abhängigkeit von Ressourcen aus den Wäldern zu verringern und Konflikte zwischen Menschen und Tigern effektiv zu bewältigen. Durch die Einbeziehung der Gemeinden in die Natur- und Artenschutzbemühungen zielt das Projekt darauf ab, ein Gefühl der Eigenverantwortung und Verantwortung für den Schutz der Lebensräume der Tiger zu fördern.
- Aufbau von Kapazitäten der Forstbehörden: Durch die Verbesserung der technischen Kapazitäten des Personals der Forstbehörden können wir die Strafverfolgung bei Wildtierverbrechen verbessern. Dazu gehören Schulungen zu modernen Natur- und Artenschutztechniken und -instrumenten, um Tigerpopulationen und ihre Lebensräume besser zu schützen.
- Management der Wildtier-Korridore und Gefahrenminderung: Dazu gehören die Durchführung von Feldstudien zur Identifizierung und Beseitigung von Gefahren an besonders kritischen Stellen der Tiger-Korridore sowie die Entwicklung und Umsetzung von Managementplänen für diese Korridore in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, den sogenannten Green Corridor Champions (GCC). Diese Pläne sollen gewährleisten, dass sich Tiger sicher zwischen Schutzgebieten bewegen können, was dazu beiträgt, die genetische Vielfalt und die Gesundheit der Populationen zu erhalten.
- Wildtierkriminalität und Wilderei: Dazu gehören Patrouillen gegen Wildereiaktivitäten, z.B. zur Identifizierung und dem Abbau von Wildtierfallen. Durch die Bereitstellung von Rechtsbeistand für die Forstbehörde können wir dazu beitragen, dass Fälle von illegalen Aktivitäten im Zusammenhang mit Wildtieren wirksam strafrechtlich verfolgt werden können. Diese Bemühungen sind entscheidend, um die unmittelbaren Bedrohungen durch Wilderei und Mensch-Wildtier-Konflikte zu verringern.
- Abstimmung mit nationalen Strategien: Das Projekt steht im Einklang mit der erweiterten Schutzstrategie der National Tiger Conservation Authority, die die Bedeutung der Aufrechterhaltung von Wildtier-Korridoren sowie des Schutzes potenzieller Lebensräume für Tiger über die bestehenden Schutzgebiete hinaus betont. Dieser ganzheitliche Ansatz stellt sicher, dass das Projekt zu umfassenderen Zielen im Natur- und Artenschutz auf nationaler Ebene beiträgt.
Was wir bisher erreicht haben
Beim Central India Tiger Corridor Project geht es nicht einfach darum, die Populationszahl der Tiger zu erhöhen, sondern darum, die langfristige Lebensfähigkeit der Tigerpopulationen durch die Erhaltung und Verbesserung der Vernetzung ihrer Lebensräume zu sichern.
Durch die Einbindung der Bevölkerung, den Aufbau von Kapazitäten im Natur- und Artenschutz und ein strategisches Management der Wildtier-Korridore trägt das Projekt zu folgenden Zielen bei:
- Schutz und Wiederherstellung der Lebensräume von Tigern: Durch die Aufrechterhaltung vernetzter Lebensräume stellen wir sicher, dass Tiger sich weiterhin frei zwischen Schutzgebieten bewegen können, wodurch die genetische Vielfalt erhalten bleibt und Populationsengpässe verhindert werden.
- Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung: Der Fokus des Projekts auf die Stärkung der Gemeinden und die Verringerung der Abhängigkeit von den Ressourcen des Waldes fördert nachhaltige Lebensgrundlagen, die die Lebensräume der Tiger nicht beeinträchtigen. Dieser Ansatz trägt dazu bei, Bemühungen des Natur- und Artenschutzes mit den sozioökonomischen Bedürfnissen der Gemeinden in Einklang zu bringen.
- Verbesserung der Bemühungen des Natur- und Artenschutzes: Durch die Abstimmung mit nationalen Strategien des Natur- und Artenschutzes und die verstärkte Ahndung von Wildtierkriminalität trägt das Projekt zur allgemeinen Wirksamkeit der Schutzbemühungen für Tiger in Indien bei.
- Förderung der Koexistenz: Der Schwerpunkt des Projekts auf Konfliktmanagement und Einbindung der Gemeinden hilft Mensch-Wildtier-Konflikte zu minimieren und Koexistenz zu fördern.
Helfen Sie uns, die Zukunft der Tiger in Zentralindien zu sichern. Gemeinsam können wir etwas für diese Tierart bewirken und eine bessere Zukunft für Tiere und Menschen schaffen.
Mit großer Unterstützung können wir Großes leisten. Bitte spenden Sie, um Tieren zu helfen.