Um die Asiatischen Elefanten in Chinas Yunnan zu erhalten, setzt der IFAW auf die Förderung der friedlichen Koexistens
Das Problem
Die einst im tropischen und subtropischen Asien weit verbreiteten Populationen des Asiatischen Elefanten sind seit Anfang des Jahrhunderts schätzungsweise um fast die Hälfte zurückgegangen. Die Populationen verteilen sich über 13 Länder. Etwa 300 Asiatische Elefanten leben in der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas an der Grenze zu Laos, Myanmar und Vietnam. Der Asiatische Elefant ist von kultureller Bedeutung für das dortige Volk der Dai. Seit 1988 gilt er unter Chinas Wildtier-Schutzgesetz (Wildlife Protection Law - WPL) als geschütztes Tier mit dem Schutzniveau der Klasse I.
Lebensraumverlust zählt zu den größten Bedrohungen für den Asiatischen Elefanten. Das Bevölkerungswachstum, die rasche Urbanisierung, der Ausbau der Infrastruktur und die Ausweitung der kommerziellen Landwirtschaft tragen zu diesem Verlust und zur Zerstückelung des Lebensraums der Asiatischen Elefanten bei. Da sich die Lebensräume der Asiatischen Elefanten zunehmend mit den Siedlungsgebieten der Menschen überschneiden, kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Elefanten und der lokalen Bevölkerung. Hierbei kann es dazu kommen, dass Elefanten Ernten zerstören, Grundstücke beschädigen und in einigen Fällen sogar Menschen töten.
Die Lösung
Im Jahr 2000 startete der IFAW das Projekt zum Schutz des Asiatischen Elefanten (AEP) in Xishuangbanna, Pu'er und Lincang, den drei letzten verbliebenen Lebensräumen des Asiatischen Elefanten in der chinesischen Provinz Yunnan. Seit mehr als 20 Jahren fördert das Projekt nun die friedliche Koexistenz von Mensch und Elefant durch die Umsetzung von vier Strategien:
Unterstützung eines Überwachungs- und Warnsystems, das die Bewegung von Elefanten erkennt, um Konflikte zwischen Mensch und Elefant zu vermeiden und gleichzeitig Daten zu Forschungszwecken zu erhalten
AEP hat in der Stadt Pu'er das erste Frühwarnsystem Chinas für Elefanten eingeführt, um vor potenziellen Konfliktsituationen zu warnen. Es warnt, wenn die Gefahr besteht, dass Elefanten von Menschen besiedelten Bereichen zu nahekommen. Das System umfasst 40 Gemeinden in Gebieten, in denen asiatische Elefanten und andere Wildtiere beheimatet sind.
2016 unterstützte AEP das Frühwarnzentrum für Asiatische Elefanten im Kreis Menghai in Xishuangbanna und half dabei, die Überwachungskapazitäten auszubauen. Es stattete zudem 20 Ranger mit technischen Geräten für die Überwachung aus. Mit Echtzeitwarnungen für über 50.000 Anwohner konnte das System bereits 57 Konflikte zwischen Mensch und Elefant erfolgreich vermeiden.
„Community Heroes” – Ranger-Netzwerk zur Vermeidung von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten
In den letzten 20 Jahren hat der IFAW Schulungen in der Vermeidung von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten gegeben und dabei mindestens 500 Beamte und Beamtinnen sowie mehr als 100.000 Bewohner und Bewohnerinnen aus mehr als 50 Gemeinden geschult.
In Zusammenarbeit mit der Regierung in Xishuangbanna hat der IFAW im Jahr 2020 das erste Ranger-Netzwerk zur Vermeidung von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten gegründet. Der IFAW entwickelt Lehrpläne und schult Ranger darin, die Präventionstrainings selbst durchzuführen. Die Ranger halten die Schulungen dann in den Gemeinden vor Ort. So ist eine vertiefte und zeitnahe Vor-Ort-Unterstützung möglich.
Förderung von nachhaltigen und umweltfreundlichen Lösungen in Gemeinden
Der IFAW unterstützt die Förderung umweltfreundlicher Erwerbsmöglichkeiten vor Ort und stärkt die Toleranz in Gemeinden für eine friedliche Koexistenz zwischen der Bevölkerung und den Elefanten.
Von 2000 bis 2005 vergab der IFAW Mikrokredite an örtliche Gemeinden, um sie bei der Umstellung auf alternative Anbauprodukte zu unterstützen, die wirtschaftlich gewinnbringend, für Elefanten aber unbedeutend sind. Das Programm umfasste 210 Haushalte aus sieben Dörfern und erzielte eine durchschnittliche Einkommenssteigerung von 35 %. Die Rückzahlungsquote lag bei 100 %.
Im Jahr 2020 startete der IFAW ein Pilotprojekt in einem Dorf namens Daotangqing und schaffte durch Bienenzucht und Imkerei eine neue nachhaltige Lebensgrundlage. Die zehn Haushalte, die an der ersten Projektphase teilgenommen haben, sagten zu, sich an jeweils zwei Tagen im Jahr auch aktiv an der Wiederherstellung der Lebensräume der Elefanten zu beteiligen. Im weiteren Laufe des Projektes werden die Haushalte in den Pilotdörfern zudem schrittweise von den traditionell ressourcenintensiveren Anbauprodukten wie Kautschuk auf solche umsteigen, die eher zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen beitragen können. Der IFAW wird das Projekt zur Förderung von umweltfreundlichen Lösungen in Gemeinden noch weiter optimieren und auf weitere Gebiete ausdehnen, die von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten betroffen sind.
Schulungen für eine Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für Umwelt und Artenschutz-Themen
Der IFAW entwickelte mit den Behörden von Xishuangbanna und den örtlichen Schulen ein Schulbuch zum Thema "Knowing Elephants" sowie eine Reihe von Kursen zum Schutz der Asiatischen Elefanten. Mit den Kursen haben wir inzwischen mehr als 30.000 Schüler und Schülerinnen aus mindestens 60 Schulen erreicht. Der IFAW hat mehr als 500 Angestellte der Tourismusbranche geschult, um das Thema „Schutz der Asiatischen Elefanten“ bei Yunnan auch für Besucher und Besucherinnen bekannter machen zu können. Durch die Interaktion mit dem IFAW-Projekt sind viele lokale Gemeinden in Yunnan wieder stolz darauf, den Asiatischen Elefant zu schützen.