Jenga Mama – Kenia
Wie Unabhängigkeit von Frauen Wildtiere schützen kannWie Janet Sabores Plan, Klempnerin zu werden, den wild lebenden Tieren in Kenia hilft
Wie Janet Sabores Plan, Klempnerin zu werden, den wild lebenden Tieren in Kenia hilft
Sechzig Frauen aus Amboseli, Kenia, erhalten durch das Projekt Jenga Mama eine Berufsausbildung, um sich selbständig zu machen oder eine Anstellung zu finden. Janet Sabore ist die Einzige von ihnen, die sich für eine Karriere als Klempnerin entschieden hat. „Dort, wo ich herkomme, gibt es nicht viele Klempner, und deswegen wird man mich häufig um Hilfe bitten. Mein Einkommen ist also gesichert“, meint Sabore, die zurzeit das Masai Technical Training Institute (MTTI) in Kenia besucht. Für ihre Familie, die wie so viele andere Menschen in Amboseli traditionell von der Land- und Viehwirtschaft lebt, spielt dieses Einkommen eine wichtige Rolle. Denn da ihr Dorf in der Nähe des Amboseli National Parks mit all seinen Elefanten, Zebras, Giraffen, Gnus, Löwen, Geparden und anderen Wildtieren liegt, passiert es nicht selten, dass einige dieser Tiere die wertvolle Ernte zerstören oder Vieh reißen. In Gemeinschaften wie dieser werden wildlebende Tiere leicht zum Feindbild und so kann es dazu kommen, dass die Menschen diejenigen Tiere töten, die ihre Existenzgrundlage bedrohen.
Um dies zu ändern, ist es unter anderem hilfreich, die Menschen in der Gemeinschaft dabei zu unterstützen, sich nachhaltigere Einkommensquellen zu erschließen. Aus diesem Grund finanziert die deutsche Margarete-Breuer Stiftung (MBS) seit 2022 das Projekt Jenga Mama – auf Swahili bedeutet der Name „Verleihe einer Frau Stärke“. Entwickelt wurde das Projekt gemeinsam von der MBS und dem IFAW, wobei der IFAW für die Umsetzung verantwortlich ist.
Ausbildung, Unterstützung, Mentoring
Im Rahmen des Projekts erhalten die sechzig Teilnehmerinnen eine einjährige Berufsausbildung, werden ein Jahr lang in ihrer ersten Berufspraxis bzw. beim Aufbau ihrer Unternehmen unterstützt und dann ein Jahr lang von Mentoren begleitet, während sie sich in ihrer neuen Geschäftstätigkeit etablieren. Doch die Teilnahme ist mit großen Opfern verbunden: Die drei Schulen, an denen die Teilnehmerinnen ihre Ausbildung absolvieren – das Isinya Vocational Training Center, das Namelok Vocational Training Center und das MTTI – sind weit von den Dörfern entfernt, in denen die meisten der Frauen zuhause sind.
Fast 200 Kilometer und damit eine vierstündige Reise liegen zwischen der Berufsschule und der Heimat der alleinerziehenden Janet Sabore. „Der Weg ist weit, und es wäre sehr teuer, an den Wochenenden hinzufahren“, erklärt sie. Deswegen ist es Sabore lieber, dass ihre Mutter, bei der ihre achtjährige Tochter und ihr vierjähriger Sohn leben, das Geld für das Essen und die Schulgebühren der Kinder verwendet. Da sie also nicht nach Hause fahren kann, nutzt Sabore ihre freie Zeit oft, um ein Kinderheim nahe der Berufsschule zu besuchen. „Meine Familie und ganz besonders meine Kinder fehlen mir, aber ich tue das ja für sie“, so Sabore.
Unterstützung vom Team Lioness
Ein Highlight für die „Jenga Mamas“ war der Sport- und Mentoring-Tag im April, an dem die Frauen und ihre Familien im Rahmen des Projekts zusammenkamen. „Dieser Tag war besonders schön, weil wir uns kennenlernen konnten, obwohl wir unterschiedliche Schulen besuchen“, meint Sabore. „Zusammen herumzulaufen, Fußball und Volleyball zu spielen, war ein guter Ausgleich zur Schulroutine und dem vollen Lehrplan.“
An diesem Tag erlebten die Frauen noch etwas Besonderes: Sie hatten Gelegenheit, die Mitglieder der einzigen komplett weiblichen Ranger-Einheit in Ostafrika kennenzulernen, die sich Team Lioness nennt. „Vorher hatten wir nur von ihnen gehört“, sagt Sabore und erklärt „Die Rangerinnen kennenzulernen hat mich motiviert, weiterhin alles zu geben und eine finanziell unabhängige Frau zu werden, so wie sie. Insbesondere, weil wir alle aus derselben Gemeinschaft kommen.“ Tatsächlich ist Klempnerin eine ungewöhnliche Berufswahl für eine Frau, die der extrem patriarchischen Gemeinschaft der Massai entstammt. Deutlich naheliegender wäre es vor diesem Hintergrund, sich der Gastronomie zu widmen. Sabore lächelt und meint „Aber ich weiß ja schon, wie man kocht.“ Im Rahmen ihrer Ausbildung hat sie dagegen gelernt, wie man Dachrinnen installiert, um Regenwasser aufzufangen, und wie man verstopfte Waschbecken und Abflüsse reinigt – und das ist erst der Anfang.
Von der Landwirtin zur Klempnerin zur Tierschützerin
Die Verbesserung ihres sozioökonomischen Status wird es diesen Frauen ermöglichen, sich innerhalb ihrer Gemeinschaften für den Schutz der Wildtiere einzusetzen und zu helfen, Mensch-Tier-Konflikte zu entschärfen. Denn mit einem höheren Status ist auch die Chance verbunden, auf lokaler Ebene mitzubestimmen. Beim IFAW weiß man aus Erfahrung, dass sich Gemeinschaften eher dann an Programmen zum Schutz wildlebender Tiere beteiligen, wenn die Arbeit des IFAW auch den Menschen Vorteile bietet – der Nutzen für die Wildtiere erfolgt dann indirekt. Zusammen mit der Naturschutzarbeit, die der IFAW in Kooperation mit der Gemeinschaft bereits leistet, hilft das Jenga Mama Projekt dabei, ein Umfeld zu schaffen, in dem Wildtiere und Menschen gut koexistieren können.
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