Das Malawi/Sambia-Elefantenschutzprojekt
Die meisten Verbreitungsgebiete afrikanischer Elefanten kennen keine StaatsgrenzentenBoma: Aufbau eines Kontrollsystems zur Zerschlagung von Wilderer-Netzwerken
tenBoma: Aufbau eines Kontrollsystems zur Zerschlagung von Wilderer-Netzwerken
Dies ist der erste Bericht über das gemeinsame Pilotprojekt des IFAW mit der kenianischen Naturschutzbehörde, das mit neuen Technologien gegen Wilderer-Netzwerke vorgeht.
Wenn ich aus meiner Zeit als Spezialist für Aufklärung im Dienste der US-Regierung eines gelernt habe, dann dies: Jede Situation ist einzigartig. Nordkenia ist nicht Südkenia und Gemeinde A ist nicht gleich Gemeinde B.
Das tenBoma-Projekt in Kenia nutzt bewährte, ursprünglich für die Bekämpfung von Aufständen entwickelte Verfahren, um damit kriminelle Wilderer-Netzwerke ausfindig zu machen. Dabei existiert keine Pauschallösung.
Im Rahmen von tenBoma werden Drohnen, mobile Apps und Datenbanken genutzt. Doch das Wichtigste ist die umfassende Kenntnis der Situation vor Ort. Dies umfasst die Kenntnis der Lage in jeder Gemeinde, jeder Organisation und in jedem Netzwerk.
Technologien sind letztendlich austauschbar und verändern sich mit der Zeit. Deshalb bilden der Auf- und Ausbau eines lernenden Berichtswesens sowie die Analyse und schnelle Verbreitung verwertbarer Informationen die Basis, um die Wilderei zu stoppen.
Seit nunmehr etwas mehr als einem Jahr arbeiten wir gemeinsam mit der kenianischen Naturschutzbehörde am tenBoma-Projekt.
Dabei war ich von Beginn an beeindruckt, in welchem Umfang uns die Behörde Zugang zu ihren Daten gewährte. Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit dem IFAW kamen wir in Kontakt mit Mitarbeitern aller Ebenen und Bereiche innerhalb der kenianischen Naturschutzbehörde sowie der kenianischen Regierung und den Gemeinden. Wir hörten aufmerksam zu, um die tatsächliche Situation eines jeden vor Ort zu verstehen.
Dies half uns, praktische Ablaufpläne zu erstellen und kostengünstige, nachhaltige Technologien zu finden, mit denen die spezifischen Probleme vor Ort bestmöglich an die Zentrale übermittelt werden können. Unsere Vorschläge wurden von Führungskräften, Wildhütern, Analysten, Informatikern sowie Ermittlungs- und Strafverfolgungseinheiten der Naturschutzbehörde begeistert angenommen.
Wir haben die Zentrale der Naturschutzbehörde in Nairobi sowie einen Pilotprojekt-Standort vor Ort mit den neuen Technologien sowie mit der nötigen Software ausgestattet und Schulungen durchgeführt. Derzeit verstärken wir das Team der kenianischen Naturschutzbehörde mit spezialisierten Beratern. Sie arbeiten mit Analysten und Wildhütern Hand in Hand, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die diese am Ende vollkommen ohne Expertenhilfe nutzen können.
Als wir mit dem Projekt begannen, gaben die Wildhüter ihre handschriftlichen Berichte noch in einer lokalen Datenbank ein. Danach wurden sie per Funk an die Zentrale der kenianischen Naturschutzbehörde übermittelt, wo sie erneut manuell in eine Datenbank eingegeben werden mussten. Und dies waren im Grunde nur lange Aktivitätenlisten. Es gab weder genauere multidisziplinäre Analysen zu deren Auswertung, noch Empfehlungen zum weiteren Vorgehen.
Seitdem der Leiter der nachrichtendienstlichen Abteilung der kenianischen Naturschutzbehörde eine Schulung für Q-GIS (eine Google Earth ähnelnde intelligente Software für geographische Aufklärung) erhielt, ermöglichen wöchentlich Berichte mit elektronische Karten ihm und seinen Kollegen, auf einen Blick Wilderei-Hotspots und deren Verbindungen zu erkennen.
Dank dieses intelligenten Überwachungssystems bekommt er einen weitaus genaueren Überblick über das Geschehen vor Ort.
Durch intelligente Informationsverknüpfung können in den Berichten zunehmend Personen, Begebenheiten, Zeiten und Orte von Wilderei-Aktivitäten miteinander in Verbindung gebracht und auf einer Karte dargestellt werden - statt wie zuvor nur Daten in einer Tabelle ohne Zusammenhang aufzulisten.
Unsere tenBoma-Berater sind zur Zeit unter anderem dabei, einen Prozessablauf zu definieren, mit dem regelmäßig Informationen zwischen der Zentrale und den Einsatzorten geteilt und diskutiert werden können. Dafür haben sie einen Ablaufplan ausgearbeitet: Die Zentrale erhält Informationen von den Einsatzorten, durchsucht daraufhin die Datenbank, stimmt sich mit Untersuchungseinheiten ab und gibt anschließend Handlungsempfehlungen an die Einsatzorte zurück. Informationen können dadurch weitaus schneller verarbeitet werden. Dies hilft, Wilderer zu überführen, bevor ein Tier sterben muss.
Folgendes haben wir bereits erreicht:
- Um die Analyse von Entwicklungen und Verhaltensmustern innerhalb von Wilderer-Netzwerken zu erleichtern, verfügt die Zentrale der kenianischen Naturschutzbehörde jetzt über eine zentrale Datenbank, die sämtliche bisher nicht zentralisierte Datenbanken und Datenquellen vereint.
- Dank verschiedener technischer Verbesserungen ist die kenianische Naturschutzbehörde jetzt besser in der Lage, Schnittstellen und Verbindungen innerhalb von Wilderer-Netzwerken zu identifizieren. So kann beispielsweise der Name ein und derselben Person in unterschiedlichen Berichten und Datenbanken in zehn verschiedenen Schreibweisen auftauchen. Um ein korrektes Bild zu bekommen, müssen diese Daten zusammengeführt und überprüft werden. In der Praxis bedeutet dies: Wenn Namen leicht voneinander abweichen, werden sie bis zur Überprüfung markiert und ein Mitarbeiter prüft, ob die Person möglicherweise identisch ist.
- Der kenianischen Naturschutzbehörde stehen an den Einsatzorten und in der Zentrale inzwischen neueste Technologien zur Verfügung, um auf beschlagnahmten Mobiltelefonen nach Beweisen zu suchen.
- Einige der gefundenen Beweisstücke waren und sind bereits eine wichtige Hilfe bei der Strafverfolgung von Wilderern.
- Die Ausrüstung von Wildhütern mit neuartiger Software zur Datensammlung auf Mobiltelefonen sowie Schulungen zu den Grundlagen lernender Berichtssysteme und taktischer Analyse ermöglichen ein umfassenderes und differenzierteres Bild der jeweiligen Situation.
- Die Mitarbeiter der kenianischen Naturschutzbehörde in der Zentrale und vor Ort wurden in den Bereichen Aufklärung, Analyse, Erstellung von Prognosemodellen und Recherche geschult.
Wo stehen wir also heute m it tenBoma?
Das Pilotprojekt war ein großer Erfolg. Und wir erhielten sehr positives Feedback von den beteiligten Mitarbeitern der kenianischen Naturschutzbehörde. Auch andere Teams und Abteilungen innerhalb der Behörde haben inzwischen nach eigens auf ihre Erfordernisse zugeschnittenen tenBoma-Methoden gefragt.
Zudem war unsere Arbeit bei Gerichtsverfahren gegen Wilderer und bei geplanten Anti-Wilderei-Operationen eine große Hilfe.
Während der nächsten ein bis zwei Jahre werden wir unser tenBoma-Konzept weiter ausbauen und für verschiedene Einsatzbereiche in Kenia und darüber hinaus optimieren. Dabei müssen wir dafür sorgen, dass die kenianische Naturschutzbehörde das Wissen, die Verfahren und die Fähigkeiten an die Hand bekommt, um tenBoma zu institutionalisieren. Darum ist es unser Ziel, dass die Behörde, die tenBoma-Methode zu einem grundlegenden Bestandteil der Ausbildungsinhalte in ihren Trainingszentren und bei der Vorbereitung von Anti-Wilderer-Operationen macht.
Im nächsten Schritt kann die kenianische Naturschutzbehörde dann das Konzept von tenBoma auch in anderen Risikogebieten in Kenia anwenden, um Wilderer-Netzwerke dank einer schnellen und effektiven Kontrolle zu zerschlagen, bevor Tiere sterben müssen.
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