In einer Zeit, in der Vereinfachung die Norm ist und Nuancen unseres komplexen Wertesystems leicht von Polarisierungen überschattet werden, ist es umso wichtiger, jede Gelegenheit zu nutzen, um die verschiedenen Sichtweisen in der Debatte um den Schutz unserer Erde zu diskutieren und nachzuvollziehen.
Deshalb freue ich mich über die Gelegenheit, auf dem Weltnaturschutzkongress in Hawaii an einer Diskussionsrunde zum Thema "Naturschutz, Tierschutz und Tierrechte" teilnehmen zu dürfen. Ich bin froh, dass es dort nicht nur darum geht, unterschiedliche und kontroverse Standpunkte zu beleuchten, sondern auch wertvolle Synergien zu finden. Denn verfolgen wir nicht oft im Grunde dasselbe Ziel und unterscheiden uns lediglich hinsichtlich der Herangehensweise?
Der IFAW setzt sich für Tierschutz als auch für Naturschutz ein. Dabei ist es unser Ziel, das Thema Tierschutz stärker in der Naturschutzdiskussion zu verankern.
Wir arbeiten mit Partnerorganisationen zusammen und nehmen an wichtigen Konferenzen teil. Auch wenn wir keine klassischen Naturschützer sein mögen, sind wir überzeugt, dass unser Ansatz wertvolle Impulse gibt, die der Diskussion mehr Ausgewogenheit verleihen.
Unserer Ansicht nach sollte bei allen Entscheidungen im Naturschutz das Vorsorgeprinzip sowie ökologische und biologische Nachhaltigkeit gelten. Außerdem müssen wir nachhaltige ethische Grundsätze für Tiere etablieren. Für Wissenschaftler steht oft die Entwicklung von Populationen im Vordergrund. Auch wir sind der Meinung, dass Naturschutzgesetze auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren müssen, doch gleichzeitig liegt jeder Entscheidung ein Wertesystem zugrunde.
Uns ist das Wohlergehen einzelner Tiere innerhalb der Populationen wichtig - aus ethischen Gründen und in vielen Fällen auch aus Naturschutzgründen. Wir halten es daher für unangemessen und ineffektiv, Entscheidungen allein aufgrund von Populationsgrößen zu treffen.
Im Rahmen traditioneller Naturschutzstrategien wird unter Umständen in Kauf genommen, dass einzelne Tiere leiden, solange eine Population nicht bedroht ist. Wir suchen nach Lösungen, die auch die einzelnen Tiere respektieren.
Wir sind der Auffassung, dass Lösungen gefunden werden müssen, die sowohl die Interessen der Tiere als auch die der Menschen berücksichtigen.
Viele Abkommen und immer mehr Tierschutzgesetze erkennen den der Biodiversität innewohnenden eigenen Wert sowie die vielen Arten, auf die Menschen von ihr profitieren, an. Die Biodiversitätskonvention etwa erkennt den "Eigenwert der biologischen Vielfalt und ihrer Bestandteile sowie ihren Wert in ökologischer, genetischer, sozialer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, erzieherischer, erholender kultureller und ästhetischer Hinsicht " an.
Ich freue mich sehr, dass weltweit immer mehr Entscheidungsträger diese Werte anerkennen. Jedoch bin ich auch der Auffassung, dass sie noch mehr tun können und sollten.
Bei der Arbeit des IFAW steht der Tierschutzgedanke im Mittelpunkt. Gleichzeitig respektieren wir jedoch genauso die Sichtweisen anderer Tier- und Naturschutzgruppen, die mithelfen, unsere Erde und die Tiere und Menschen, die sie bewohnen, zu schützen.
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