Neue Studie zum Handel mit Haiprodukten in der EU
Neue Studie zum Handel mit Haiprodukten in der EU
18 September 2023
Der Handel mit Haiprodukten in der EU muss dringend stärker kontrolliert werden, um die Tiere vor dem Aussterben zu retten. Das zeigt der neue, heute veröffentlichte Bericht des IFAW (International Fund for Animal Welfare). Die Studie (Shark safeguards: Elevating EU controls on shark trade) macht das Ausmaß des Handels mit Haiprodukten in der EU deutlich und weist auf eine unzureichende Verfolgung des illegalen Handels hin. Im wirtschaftlichen Gesamtwert von 518 Millionen Euro wurden von 2017 - 2021 durch die EU über 160.000 Tonnen Haierzeugnisse importiert und über 169.000 Tonnen exportiert.
Der Report untersucht Import und Export von Haiprodukten durch EU-Mitgliedstaaten in alle Länder weltweit und berücksichtigt dabei sowohl die von den 27 Mitgliedstaaten gemeldeten Daten zum legalen Handel als auch die Daten zum illegalen Handel aus der EU-Datenbank Trade in Wildlife Information eXchange (EU-TWIX). Aus den Daten zum legalen Handel gehen Spanien und Portugal als Hauptakteure hervor, sowohl als Lieferanten als auch als Empfänger der größten Mengen an Haiflossen und -fleisch.
„Schon das Ausmaß des Handels ist erschütternd, zusätzlich scheint die EU auch eine Drehscheibe für den Transit illegaler Haiprodukte zu sein“, erklärt Barbara Slee, Leiterin der Haischutz-Kampagne des IFAW. Vier der acht bedeutenden Beschlagnahmungen im Untersuchungszeitraum waren Transitlieferungen, die von einem EU-Mitgliedstaat abgefangen wurden, der weder Herkunfts- noch Zielland war.
„Angesichts des Umfangs des EU-Handels mit Haiprodukten lassen die Untersuchungen auf ein alarmierend niedriges Durchsetzungsniveau schließen: In vier Jahren wurden lediglich 30 Beschlagnahmungen registriert. Besonders besorgniserregend ist, dass nur drei gemeldete Beschlagnahmungen in einem Seehafen stattfanden, obwohl wir wissen, dass die meisten Haiprodukte über den Seeweg gehandelt werden“, so Slee.
Haie spielen eine wichtige Rolle für die Erhaltung gesunder Meeresökosysteme. Um die Bedrohung der Populationen zu reduzieren und die Tiere zu schützen, ist die Umsetzung und Durchsetzung der Vorschriften dringend erforderlich. Der Report empfiehlt, die Überwachung insbesondere in den Seehäfen zu erhöhen und die Qualität des Handelsmonitorings zu verbessern. Zudem werden weitere Kapazitäten für die zusätzlichen Kontrollen des Haihandels im Rahmen des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten (CITES) erforderlich.
Auf der 19. CITES-Konferenz im November 2022 unterstützten die EU und andere Mitgliedsstaaten die Aufnahme von 97 weiteren Hai- und Rochenarten in Anhang II. Dieser listet Arten, die potenziell vom Aussterben bedroht sind und deren Handel kontrolliert wird. Zusammen mit den bereits gelisteten Arten werden etwa 90 Prozent des weltweiten Handels mit Haiflossen unter die Kontrolle von CITES fallen, wenn die Listung am 25. November 2023 in Kraft tritt.
Der Entscheidung, weitere Haiarten zu schützen, lag die Veröffentlichung des IFAW Reports Angebot und Nachfrage: die Rolle der EU beim globalen Handel mit Haiprodukten 2022 zu Grunde. Die Studie analysierte erstmals offizielle Rohdaten des Zolls in zentralen asiatischen Märkten und identifizierte die EU als wichtigen Akteur für den globalen Handel mit Haiflossen. Die Daten aus dem heute veröffentlichten IFAW-Bericht können verwendet werden, um Fang und Handel mit bedrohten Haiarten zu bewerten und sicherzustellen, dass die CITES-Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt und Haie auch in Zukunft geschützt werden.
Hintergrundinformationen
Der IFAW-Bericht aus dem Jahr 2022 basierte auf der Analyse legaler Handelsdaten, die von den Zollbehörden der Sonderverwaltungsregion Hongkong, Singapur und der Provinz Taiwan erfasst wurden. Der aktuelle Bericht basiert auf der Analyse von Handelsdaten aus der EU selbst und umfasst sowohl den legalen Handel (von 2017 bis 2021) als auch den illegalen Handel (von 2017 bis 2020). Der Bericht bewertet auch die Herkunft der von der EU27 importierten Produkte sowie den Exportwert und die wichtigsten Bestimmungsorte weltweit.
Für weitere Infos oder Interviews kontaktieren Sie bitte:
Raphael Heinetsberger
Pressesprecher
t: +49 (0) 40 866 500 38
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